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Best of Afrika Film Festival Köln 2022

Wieder zeigen wir eine kleine aber feine Auswahl des Afrika Film Festival Köln 2022, das dort vom 15. bis 25. September stattfindet.
 
An sieben Tagen präsentieren wir Euch einen Kurzfilmabend, zwei Gäste und sechs Langfilme.
 
In Köln läuft viel mehr:

Grußwort von Fradique
Schirmherr des Afrika Film Festival Köln 2022

Wenn eine Geschichte endet – oder „ins Meer fällt“, wie wir sagen, – schafft sie Träume Sie hat Energie und Richtung, sagte Djibril Diop Mambéty.
Das Kino war für mich das Tor zu meinem Land, meinen Nachbarn und meiner eigenen Geschichte Es hat meinen Geist politisch geöffnet und mir einige der unbequemsten Fragen meines Lebens nähergebracht Das ist es, was Kino macht Das ist es, was Kunst macht – sie unterhält uns nicht nur, sie bewegt uns langsam von innen heraus.
Als afrikanischer Filmemacher habe ich bald festgestellt, dass allein die Entscheidung, einen Film zu produzieren, zu einer politischen Entscheidung wird. Von dem Moment an, in dem wir entscheiden, wie wir einen Film produzieren, wie wir unsere Teams zusammenstellen, welche Geschichten wir erzählen, wo und wie wir unsere Filme zeigen – vor allem, wenn wir unsere Filme in Europa zeigen In den letzten Jahren, in denen wir endlich zu tieferen Gesprächen über Europas postkoloniale Beziehung zum Extraktivismus auf unserem Kontinent übergegangen sind, spielen viele europäische Filmkurator:innen und Filmfestivals mit der Politik der Inklusivität, ohne sich wirklich auf die schwierigeren Fragen einzulassen oder sie anzuhören. Und wenn man sich die große Zahl afrikanischer Filmfestivals außerhalb des afrikanischen Kontinents ansieht, könnte man meinen, dass das afrikanische Kino oder die afrikanischen Filmemacher:innen jenseits ihrer Grenzen florieren Aber was braucht es wirklich, um einen sicheren Raum für afrikanische Filmemacher:innen zu schaffen, in dem sie ihre Arbeit und ihre Erfahrungen austauschen können und in dem sie tatsächlich erfolgreich sind?

Ich glaube, das Festival, das Sie gleich besuchen werden, beschäftigt sich seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 1992 mit all diesen Fragen Von der beeindruckenden Filmauswahl bis hin zu den Gesprächen, die afrikanische Filmemacher:innen bei früheren Ausgaben führen konnten, will dieses Festival etwas sehr Revolutionäres tun, nämlich zuhören Aber seien Sie versichert, dass diese großartige Leistung keine lebenslange Garantie ist Es kann schnell verschwinden, an den Rand gedrängt oder leicht vergessen werden
Die diesjährige Jubiläumsausgabe bietet uns allen die Gelegenheit, einige dieser Träume wieder aufleben zu lassen und die Energie und die Richtung einer neuen Generation afrikanischer Filmemacher:innen zu spüren. Lasst uns in das Meer fallen.
In Zusammenarbeit mit
Logo Afrikanische Perspektiven

Afrofuturismus Shorts

Fünf Kurzfilme

THE FUTURE ISN’T WHAT IT USED TO BE Bis zum Jahr 2080 hat der Klimawandel die Menschen weitestgehend von der Erde vertrieben. Die verbliebenen Bewohner:innen sind gezwungen, ein isoliertes Nomadendasein zu führen.
GB/Nigeria 2021 · R: Michael Adeyemi · engl.OmeU · 20′

Die Science-Fiction Kunstdokumentation DARK MATTER befasst sich mit der unsichtbaren Präsenz Schwarzer Frauen in der Wissenschaft und bezieht gleichzeitig den Geist von Vera Rubin, der Frau, die die Dunkle Materie entdeckt hat, mit ein.
GB/Nigeria 2021 · R: Michael Adeyemi· engl.OmeU · 5′

TWICE AS GOOD In der Nacht vor dem siebten Geburtstag ihres Sohnes Dee Dee findet Grace einen Eindringling in ihrer Küche. Als sie herausfindet, wer der Eindringling ist, muss sie entscheiden, wie sie ihren Sohn schützen kann …
GB 2021 · R: Jeremy Ngatho Cole · engl.OmeU · 10′

In X US begeben sich zwei Brüder auf eine Reise zu einer neuen Siedlung auf dem Mondplaneten Titan.
GB 2021 · R: Akinola Davies · engl.OmeU · 10′ In

CANDIDATS AU SUICIDE (SUICIDE CANDIDATES) entwirft eine zynische Regierung ein ungewöhnliches Programm zum Umgang mit Menschen, die als unproduktiv gelten.
Marokko 2019 · R: Hamzah Atifi · arab. OmeU · 19′

gesamt 64′

 Do 15. September 2022 • 18:30 Uhr

Plakat Afrika Film Festival Köln 2022

Tug of War

Ein junger Revolutionär und eine entlaufene Ehefrau kämpfen für verbotene Freiheiten
In Anwesenheit von Regisseur Amil Shivji

Auf der Insel Sansibar erhebt sich in den 1950er-Jahren eine Unabhängigkeitsbewegung gegen die britische Kolonialherrschaft. Die junge Yasmin wurde von ihrer Familie, die aus Indien stammt, gerade mit einem älteren Mann verheiratet. Sie flieht ins Swahili-Viertel Stone Town, wo sie dem jungen Revolutionär Dengé begegnet. Zwischen beiden erwächst eine verbotene Liebe.

VUTA N’KUVUTE ist die Verfilmung des gleichnamigen Swahili-Romans von Adam Shafi. Regisseur Amil Shivji beleuchtet die Jahre des Kampfes gegen die Kolonialmacht und regt zum Nachdenken über Gegenwart und Zukunft an.

Amil Shivji ist ein tansanischer Filmemacher. Seine Filme befassen sich im Allgemeinen mit falschen Darstellungen von Afrika und seiner Geschichte sowie mit dem Thema Neokolonialismus

VUTA N’KUVUTE · Tansania/Südafrika/Deutschland/Katar 2021 · R: Amil Shivji · Db: Jenna Cato Bass, Amil Shivji · K: Zenn van Zyl • Mit Siti Amina, Gudrun Columbus Mwanyika, Ikhlas Gafur Vora u.a. · suah./engl.OmeU · 92′

Fr 16. September 2022 • 18:30 Uhr

Communion

Eine tunesische Tragikomödie in Zeiten von Corona
In Anwesenheit von Regisseur und Darsteller Nejib Belkadhi

März 2020, eine Pandemie breitet sich weltweit aus. Kais, Sarra und ihre Katze versuchen, mit dem neuen Alltag zurechtzukommen. Sarra arbeitet im humanitären Bereich und hilft Menschen in Not. Die Pandemie ist ihrer Situation nicht gerade förderlich. Denn Kais leidet unter einer psychotischen Störung und ist auf Medikamente angewiesen. Er verändert sich immer mehr im Laufe der Zeit.

Regisseur Nejib Belkadhi, der auch die Rolle von Kais übernimmt, nähert sich mit dem Lockdown einer anderen Art der Isolierung an, der Schizophrenie. COMMUNION ist ein kammerspielartiger Thriller in Schwarz-Weiß, der diese Zeit des Stillstands einfängt und Fragen zur heutigen Welt aufwirft. Nejib Belkadhi ist ein tunesischer Schauspieler und Regisseur. Er studierte Marketing und Management am Carthage High Commercial Studies Institute, bevor er Künstler wurde.

Tunesien 2021 · R & Db: Nejib Belkadhi · K: Hazem Berrabah • Mit Souhir Ben Amara, Nejib Belkadh u.a. · arab.OmeU · 96′

Sa 17. September 2022 • 18:30 Uhr

Plakat Communion

Rita's Father

Die Veränderungen des Samba

O PAI DA RITA ist eine Drama und Komödie vereinende Fiktion, die die dramatischen Veränderungen in der Sambatradition thematisiert. Die Protagonisten Roque und Pudim, zwei Komponisten der alten Schule, verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft, die Liebe zu ihrer Sambaschule und ein Zweifel an der Vergangenheit: Was ist mit ihrer Muse, der Karnevalstänzerin Rita, geschehen? Das Auftauchen von Ritas Tochter droht diese Freundschaft zu beenden.

Joel Zito Araújo ist mit seinen Werken (z. B. A Negação do Brasil, Raça, My Friend Fela) eine der wichtigsten Größen im brasilianischen Spielfilm.

O PAI DA RITA · Brasilien 2021 · R: Joel Zito Araújo · Db: Joel Zito Araújo, Di Moretti · K: Lauro Escorel • Mit Jéssica Barbosa, Paulo Betti, Nathalia Ernesto u.a. · port.OmU · 102′

So 18. September 2022 • 18:30 Uhr

Plakat Rita's Father

Aloe Vera

Eine romantische Komödie um die schweren Last der Tradition

Vor langer Zeit lebten die Aloes und die Veras friedlich miteinander im Dorf ALOE VERA zusammen, bis eines Tages ein fürchterlicher Streit der Idylle ein Ende bereitet. Die Rivalität zwischen beiden Gruppen spitzt sich immer weiter zu, sodass sie das Dorf schließlich untereinander aufteilen. Und wehe, einer oder eine wagt es, die Trennlinie zu überqueren! Doch die Liebe macht nicht Halt vor Grenzen und der junge Aloewin und die junge Veraline verlieben sich Hals über Kopf.

In seiner romantischen Komödie erzählt Filmemacher Peter Sedufia mit großer Leichtigkeit von der schweren Last der Tradition und den Konflikten zwischen Gruppen.

Ghana 2020 · R & Db: Peter Sedufia · K: Kelly Doe, Yaw Skyface • Mit Benjamin Adaletey, Aaron Adatsi, Ngozi Viola Adikwu u.a. · engl.OmeU · 120′

Mo 19. September 2022 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plalat Aloe Vera

Yeelen – Das Licht

»Einer der wichtigsten und schönsten Filme des afrikanischen Kinos« (trigon)

Ein junger Bambara (aus Mali) hat die ersten Stadien der Initiation durchlaufen, durch die er Einsicht in esoterisches Wissen und magische Kräfte erlangen soll. In Begleitung seiner alten, weisen Mutter befindet er sich seit Jahren auf der Flucht vor dem Hass seines Vaters, einem mächtigen Priester, der nicht ertragen kann, dass sein Sohn ihm ebenbürtig wird, und ihn deshalb des Diebstahls der Mysterien beschuldigt. Nachdem der Sohn das vollständige Wissen erlangt hat, kommt es in den Felsen von Bandiagara zur tödlichen Begegnung mit dem Vater.

Diese Geschichte spielt in vorkolonialer Zeit; in der Schilderung der Initiation wird über ein Wissen von der Welt berichtet, das von kolonialer weißer Rationalität nicht vollständig zerstört werden konnte.

Mali/Burkina Faso/Frankreich/Deutschland/Japan 1987 · R & Db: Souleymane Cissé · K: Jean-Noel Ferragut • Mit Issiaka Kane, Aoua Sangare, Niamanto Sanogo u.a. · bambara./fulah.OmU · 106′

Di 20. September 2022 • 18:30 Uhr

Plakat Yeelen – Das Licht

No U-turn

Menschen auf den Fluchtrouten in Afrika reden über ihre Beweggründe

Von Nigeria über Benin, Burkina Faso, Mali, Mauretanien und Marokko fährt der nigerianische Regisseur Ike Nnaebue erneut die Route ab, die er vor 21 Jahren auf dem Weg nach Europa eingeschlagen hat. Er trifft Frauen und Männer, die von ihren Wünschen und Träumen, aber auch von ihren Ängsten berichten. Mag diese Reise auch besser organisiert erscheinen als die erste, so ist sie genauso geprägt von langen Wartezeiten und Risiken. NO U-TURN richtet einen persönlichen Blick auf das heutige Migrationsgeschehen und hört den Menschen zu, die aus verschiedenen Beweggründen den Weg nach Europa auf sich nehmen.

»Mit seinem ersten Dokumentarfilm begibt sich Ike Nnaebue, bekannter und gefeierter Regisseur des nigerianischen Kinos, auf eine persönliche Reise. Als junger Mann nahm er die Route von Nigeria über Benin, Mali und Mauretanien nach Marokko, in der Hoffnung, von dort nach Europa zu kommen. Da ihm die Überfahrt zu riskant erschien, kehrte Nnaebue damals um und begann in Nigeria ein Filmstudium. 21 Jahre später besucht er die Stationen seiner damaligen Reise als Dokumentarist und versucht zu erfahren, was junge Menschen heute bewegt, sich diesen Strapazen und Gefahren auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft auszusetzen. In behutsam geführten Interviews erkundet er auch, welche Erfahrungen speziell junge Frauen auf der langen Reise machen und welche Träume und Nöte sie antreiben. Mit großem Respekt gegenüber seinen Protagonist*innen und einem feinem Gespür für die Präsenz seiner Kamera gelingt es ihm, intime Bilder und Situationen einzufangen, ohne dabei jemals voyeuristi sch zu sein. Abgerundet durch poetisch-dichte Off-Texte entsteht ein essayistischer und selbstreflexiver Travelogue, der die tiefe Sehnsucht einer ganzen Generation nach einem besseren Leben erahnen lässt.« Berlinale 2022

Deutschland/Frankreich/Nigeria/Südafrika 2022 · R & Db: Ike Nnaebue · K: Jide Akinleminu · 92′ · Englisch/Igbo/Französisch/Nigerianisches Pidgin OmeU

Mi 21. September 2022 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat No U-turn

Ike Nnaebue
Der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent wurde 1975 in Ojoto, Nigeria geboren. Er realisierte mehrere erfolgreiche Spielfilme, darunter Sink or Swim über illegale Migration und Menschenhandel, der auf dem Newark International Film Festival den Preis für den besten Spielfilm gewann. No U-Turn ist sein erster Dokumentarfilm. Mit diversen Ausbildungsangeboten und Workshops engagiert er sich für die Nachwuchsförderung im Bereich Film und gibt jungen Afrikaner*innen insbesondere sein Know-how im Smartphone-Filmemachen weiter.

Filmografie
2013 False · 2014 A Long Night · 2015 Sink or Swim · 2016 Wings of My Dream;  Kurzfilm · The Other Side · 2017 The Golden Fleece; Webserie · The Plan · 2018 DR Mekam · Loving Daniella · 2019 Besieged · 2022 No U-Turn; Dokumentarfilm

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2022