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Dokumentarfilm-Club

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Dokumentarfilme unterbreiten uns das schöne Angebot, den Filmemachern/innen in die verschiedensten Winkel unserer Zivilisation zu folgen. Wir gewinnen einen Eindruck von den Lebensräumen unserer Zeit sowie von der Poesie und Logik sich darin entwickelnder Lebensgeschichten. Dadurch erhalten wir auch Anregungen für unseren eigenen Alltag.
Der Dokumentarfilm-Club lädt von September bis April immer am 4. Mittwoch des Monats um 18.30 Uhr ein. Bei Gelegenheit wird nach dem Film in lockerer Atmosphäre über den Film und Weiterführendes gesprochen. Nicht Filmkritik steht dabei im Vordergrund, sondern das Anliegen, die gewonnenen Eindrücke auszutauschen.

Beides – Filmvorführung und Gesprächsrunde – ist öffentlich zugänglich und kann auch unabhängig voneinander besucht werden.
 
Von September bis Dezember 2022 standen Väter im Fokus der vorgestellten Filme. Von Januar bis April ist unser Themenschwerpunkt die Natur. Wir stellen ungewöhnliche Naturdokumentationen vor, die mehr leise Zwischentöne bieten als die großen auf Effekte ausgerichteten Großproduktionen.
 
Jetzt sind wir in der Sommerpause.
 
Udo Wellerdieck und Jens Schneiderheinze

Geographies of Solitude

Die Natur auf Sable Sands vor der Küste Kanadas

Zu einem Zeitpunkt, an dem die Umweltkrise dringlicher ist als je zuvor, glaube ich mit ganzem Herzen daran, dass das Kino einen Beitrag zum Heilungsprozess zwischen den Menschen und der Natur leisten kann.
Jacquelyn Mills

Seit Jahrzehnten lebt Zoe Lucas überwiegend alleine auf Sable Island, einer rauen Insel vor der Ostküste Kanadas. Lucas‘ Studien zur Biodiversität haben sie zu einer geschätzten Expertin gemacht. Die Regisseurin begleitet sie und dokumentiert, wie Lucas jedes Detail des Lebens auf der Insel intensiv studiert – auch und immer mehr die kontinuierlich angeschwemmten Mengen an Müll. Unablässig sammelt die autodidaktische Wissenschaftlerin ihn ein und säubert, sortiert und katalogisiert die Fundstücke für eine Langzeitstudie über die Entwicklung der Verschmutzung des Nordwestatlantiks. Mills hält diese akribische Arbeit auf 16-mm fest und experimentiert dabei selbst mit innovativen, umweltfreundlichen Filmtechniken. Wissenschaft und Kunst verschmelzen in den Aktivitäten der beiden Frauen und bereichern sich gegenseitig.

Auszug aus der Begründung der Caligari-Filmpreis-Jury: „Ein schillernder Käfer, der sich seinen Weg durch die Sanddünen ertastet, die sanften Bewegungen der Gräser im Wind, ein strahlender Sternenhimmel ohne den Lichtsmog der Stadt: Jacquelyn Mills’ lyrische 16-Millimeter-Filmaufnahmen öffnen unsere Sensibilität für den Beziehungsreichtum der materiellen Welt. Sie lässt unsere Sinne teilhaben am Werden und Vergehen des Lebens und zieht uns hinein in das komplexe Zusammenspiel einer Ökologie. Der Film begleitet die Forscherin Zoe Lucas, die seit vielen Jahren allein auf der sonst unbewohnten Sable Island vor der Küste Kanadas lebt und mit großer Hingabe die Spuren jedes Lebewesens dokumentiert. Ebenso verzeichnet sie rigoros die Belastung der Umwelt durch Plastikmüll, der in erschreckenden Mengen an die Ufer der Insel gespült und von der Forscherin in minutiöser Arbeit aufgelesen wird. Dabei schafft Mills mehr als ein intimes Porträt, sie erforscht zugleich in experimenteller Weise die Empfindsamkeit des filmischen Materials im Kontakt mit seiner Umgebung. In diesen außergewöhnlichen Figurationen von Erfahrung wird eine unaufdringliche Schönheit spürbar, die zur Verantwortung für die Welt aufruft.“

Kanada 2022 · R & K, S: Jacquelyn Mills · mit Zoe Lucas · ab 0 J. · 103′

Mi 25. Januar 2023  • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)




Plakat Geographies of Solitude

Jacquelyn Mills
Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Produzentin

Geboren 1984 in Sydney, Nova Scotia, Kanada. Sie studierte Film und arbeitet als Regisseurin, Kamerafrau, Editorin und Sounddesignerin. Nach dem mittellangen Film In the Waves (2017) ist Geographies of Solitude ihr Langfilmdebüt.

Filmografie
2017 In the Waves (Dokumentarfilm) · 2017 Leaves (Kurzfilm) · 2013 For Wendy (Kurzfilm)

Auf der Homepage von Discover Halifax findet man elf interessante Fakten zu Sable Island. Zum Beispiel ist noch immer ungeklärt, wie die rund 500 Wildpferde auf das 42 Kilometer langen Eiland kamen. Weitere Informationen zum Natinalpark findet man auf der Homepage des Sable Island National Park Reserve.

Festivals & Auszeichnungen 2022

  • Berlinale Forum – Caligari-Filmpreis & CICAE Art Cinema Award & Preis der Ökumenischen Jury
  • Hot Docs, Toronto, Kanada – Bester Kanadischer Feature Film & Earl A. Glick Preis für die beste aufstrebende Regiesseurin
  • Jeonju International Film Festival, South Korea – Großer Jurypreis im Int. Wettbewerb
  • Las Palmas de Gran Canaria International Film Festival, Spain – CIMA Auszeichnung für den besten Film
  • Vilnius Film Festival, Lithuania
  • Art of the Real, New York, USA
Archiv

Archiv

Rivers and Tides

Ein Film von fließender Geschmeidigkeit und kristalliner Schönheit
Der schottischen Künstler Andy Goldsworthy ist vor allem für seine Landart-Projekte bekannt. Das Material, das er verwendet nimmt er ausschließlich aus der Natur. Steine, Blätter, Zweige, Blüten, Wasser, Eis. Er arrangiert, flechtet, baut; und lässt dann die Kräfte der Natur wirken. Veränderungen der Werke sich Teil seines Konzeptes.
Thomas Riedelsheimer fängt vier Jahre lang genau das ein, begleitet ihn bei seiner Arbeit und dokumentiert seines Schaffensprozesse. Er begleitete ihn bei Projekten in den USA, Kanada, Frankreich und Schottland. Ähnlich wie die Fotobände über Goldsworthys Werk fängt Riedelsheimer wunderbare Bilder ein und bewahrt so ein Stück der vergänglichen Kunstwerke, unterstützt von der Musik von Fred Frith.
»In makelloser Ruhe und Beschaulichkeit observiert Riedelsheimer den Künstler und seine Arbeit mit zurückhaltender Farbigkeit. Er versucht, so wenig wie möglich hinzuzutun, eine Kranfahrt wirkt schon fast luxuriös. Besonders wohltuend: dass Riedelsheimer der Versuchung, selbst Kunst machen zu wollen, nicht erliegt.« (Begründung der Jury: Deutscher Kamerapreis 2001)
Deutscher Filmpreis 2003: Bester Dokumentarfilm, Beste Kamera

Deutschland 2000 · R, Db & K: Thomas Riedelsheimer · Musik: Fred Frith • Mit Andy Goldsworthy u.a. · ab 0 J. · engl.OmU · 94′

Mi 26. April 2023  • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Rivers and Tides

Thomas Riedelsheimer

Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Seit 1986 ist Thomas Riedelsheimer freiberuflich als Filmemacher, Kameramann und Cutter im In- und Ausland tätig. Zu seinen eigenen Filmen zählen Borderline (1986/87), Dann werden sie schon schießen (1988/89), Sponsae Christi – Die Bräute Christi (1992), Bildschirmherrschaft (1993), Schweben heisst Lieben (1994), Lhasa und der Geist Tibets (1996/97), Metamorphosen (1997). Für Sponsae Christi wurde Riedelsheimer mit dem Adolf-Grimme-Preis in Gold ausgezeichnet. Zu seinen weiteren Auszeichnungen gehören der Deutsche Videokunstpreis (Kamera) 1993 und der Filmförderpreis der Stadt München 1998. Rivers and Tides erhielt den Deutschen Kamerapreis 2001.

Mehr Informationen beim Filmverleih Piffl-Medien

Der Atem des Meeres

Ein poetisches Portrait des Wattenmeeres

Eine Region voller Gegensätze. Das Wattenmeer ist geprägt von Stille und Sturm, Leben und Tod und natürlich vom Ein- und Ausatmen des Meeres, dem bestimmenden Faktor, nach dem sich alles richtet.

Im Rhythmus von Ebbe und Flut erzählt DER ATEM DES MEERES vom Wattenmeer, von den Menschen und der Natur, die diese außergewöhnliche Region formen. Von Den Helder in den Niederlanden über die ostfriesischen Küsten bis nach Skallingen in Dänemark erstreckt sich eine Ansammlung von Inseln und Gemeinden, wovon jede ihren eigenen Charakter, ihre eigenen Besonderheiten hat. Doch sie alle gehören zum Wattenmeer, das seit 20 Jahren den Titel UNESCO-Weltnaturerbe trägt.

Ständig wechselndes Licht, Nebel und Wind verändern die Landschaft und Lebensräume von Seehunden, Krabben und Flundern. Das komplexe Binnensystem, mit seiner einzigartigen Flora und Fauna birgt unzählige Geschichten und einzigartige Lebensformen.

Mal richtet sich der Blick auf kleine Details, mal auf das große Ganze. Zugvögel und Touristen, die jedes Jahr kommen und gehen, die Veränderung der Farbgebung von Watt und Wasser und der faszinierende Wechsel der Gezeiten sind ein sich wiederholender Zyklus. Es gelingt dem Film, ganz ohne erklärende Worte oder Interviews in eine Welt im stetigen Wechsel von Wasser und Land einzutauchen.

In Aufwand und technischer Brillanz in Bild und Ton übertrifft der Film alle bisher bekannten Formen von Naturdokumentationen. DER ATEM DES MEERES ist ein wahres Kinodokumentarerlebnis für Jung und Alt und wird die Neugier auf diesen einzigartigen Lebensraum Wattenmeer und das Verständnis für seinen Erhalt beim Publikum anregen und verstärken.

SILENCE OF THE TIDES · Niederlande/Deutschland 2020 · R: Pieter-Rim de Kroon · Db: Pieter-Rim de Kroon, Michiel Beishuizen · K: Dick Harrewijn · dF · 105′

Mi 22. März 2023  • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Der Atem des Meeres

Pieter-Rim de Kroon

Regie, Drehbuch, Produktion
Der niederländische Filmemacher ist 1955 geboren.

Filme (Dokumentationen, u.a.):

The Iconic Cocktail, The Nolet Chronicles 2091, Travelogue Man, 36 VIEWS, F.I.S.H.I.N.G., A day in a life, Dutch Light, On the road

Preise – Der Atem des Meeres:
Special Jury Mention – IDFA 2020
Guangzhou International Documentary Film Festival 2021

Mehr Informationen auf der Website des Regisseurs.

The Two Sights

Audio-visuelle Sammelstücke von den Äußeren Hebriden

Laut Abspann wurde das Material für The Two Sights zwischen 2017 und 2019 auf den Äußeren Hebriden „gesammelt“. Aber um was für Material handelt es sich? Zum einen sind da die atemberaubenden 16-mm-Landschaftsaufnahmen: Felsklippen, Strände und Ebenen, Pflanzen und Tiere, Häuser und Schiffe, wechselhafte Lichtverhältnisse. Zum anderen – aufgenommen mit einem Mikrofon, das in den ersten Einstellungen zu sehen ist – sind da die Geräusche: kreischende Vögel, brausender Wind, tosendes, gurgelndes, tröpfelndes Wasser – und aus dem Off erzählt eine Stimme, auf Englisch und Gälisch, von Hundeskeletten, versunkenen Dörfern, sterbenden Angehörigen; manchmal erklingen auch Lieder, hört man den Seewetterbericht, oder es herrscht Stille. Wie in jeder guten Sammlung geht es nicht um die einzelnen Bestandteile, es geht um Schnittpunkte, um die Krähe im Stacheldraht, die eine bisher unerzählt gebliebene Geschichte evoziert, um den Gesang einer Frau, der das Wasser leicht zu kräuseln scheint, und es geht darum, dass jede Erzählung von der rauschenden Luft getragen wird. Sehen, mit Augen und Ohren – zwei Perspektiven, die ineinanderfließen. (jl)

»Bonnetta gelang es, seinem Film eine schwebende Qualität zu geben, die den Ort des Film-Sehens mit dem Ort des Gefilmten durchlässig macht. Dazu braucht es nur die Kamera und das Mikrofon, das sich gleich zu Beginn in der Bildmitte platziert. Ein Mikrofon, dass zu einer Brücke zwischen Ort und Zeit wird.« (Elisabeth Nagy, baf-berlin.de)

„Die Äußeren Hebriden galten vor langer Zeit als ein Ort der Seher, die die Gabe der zweiten Sicht hatten: die Fähigkeit, zukünftige Ereignisse vorherzusagen. Diese Vorhersagen wurden dem Seher in Form von Visionen oder überirdischen Klängen offenbart. Manchmal wurden sie auch in Form von Vorhersagen aus Tieren, Knochen oder Wettermustern abgeleitet, die das Kommende voraussagten. Ausgehend von diesen Geschichten ist THE TWO SIGHTS ein Porträt einer sich rasch verändernden maritimen Umwelt mit ihrer akustischen Ökologie und Kultur im Wandel in einer Zeit der ungewissen Zukunft. Lange Super-16-mm-Kamerabilder, verwoben mit ortsspezifischen Feldaufnahmen und Interviews, die aus den verschwundenen mündlichen Überlieferungen mehrerer Hebridengemeinden gesammelt wurden, werden zu einer Collage zusammengestellt, um die Beziehung zwischen der Erzählung eines Ortes, der Umwelt und den wechselseitigen Einflüssen, die sie aufeinander ausüben, zu untersuchen.“ (cineuropa.org)

AN DÀ SHEALLADH · Kanada 2020 · R, Db, K, S & T: Joshua Bonnetta · engl.OmU · 90′

Mi 22. Februar 2023 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat The Two Sights

Joshua Bonnetta
Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Musik, Produzent

geboren 1979 in Kanada ist ein interdisziplinär arbeitender Künstler, der mit Sound and Bilder Installation, Performances und traditionelle Kinofilme schafft. Seine aktuelle Arbeit erkundet Umweltgeräusche durch akustische Ökologie und Bioakustik-Frameworks.

Seine Arbeiten wurden gezeigt
Berlinale, BFI London Film Festival, Institute of Contemporary Art (London), Museum of Modern Art (New York), New York Film Festival, Toronto International Film Festival, Whitechapel Gallery und auf verschiedenen Festivals, Museen and Gallerien international.

Er ist Associate Professor am Department of Cinema, Photography, & Media Art am Ithaca College. Seine Sound-Arbeitenwurden bei Shelter Press, Canti Magnetici und Senufo Editions publiziert.

Filmografie
2017 El Mar la Mar (Dokumentarfilm) · 2013 Remanence I – (Lost, Lost, Lost, Lost) (Kurzfilm) · 2012 Strange Lines and Distances (Kurzfilm) · 2011 American Colour

Seine Website

Geographies of Solitude

Die Natur auf Sable Sands vor der Küste Kanadas

Zu einem Zeitpunkt, an dem die Umweltkrise dringlicher ist als je zuvor, glaube ich mit ganzem Herzen daran, dass das Kino einen Beitrag zum Heilungsprozess zwischen den Menschen und der Natur leisten kann.
Jacquelyn Mills

Seit Jahrzehnten lebt Zoe Lucas überwiegend alleine auf Sable Island, einer rauen Insel vor der Ostküste Kanadas. Lucas‘ Studien zur Biodiversität haben sie zu einer geschätzten Expertin gemacht. Die Regisseurin begleitet sie und dokumentiert, wie Lucas jedes Detail des Lebens auf der Insel intensiv studiert – auch und immer mehr die kontinuierlich angeschwemmten Mengen an Müll. Unablässig sammelt die autodidaktische Wissenschaftlerin ihn ein und säubert, sortiert und katalogisiert die Fundstücke für eine Langzeitstudie über die Entwicklung der Verschmutzung des Nordwestatlantiks. Mills hält diese akribische Arbeit auf 16-mm fest und experimentiert dabei selbst mit innovativen, umweltfreundlichen Filmtechniken. Wissenschaft und Kunst verschmelzen in den Aktivitäten der beiden Frauen und bereichern sich gegenseitig.

Auszug aus der Begründung der Caligari-Filmpreis-Jury: „Ein schillernder Käfer, der sich seinen Weg durch die Sanddünen ertastet, die sanften Bewegungen der Gräser im Wind, ein strahlender Sternenhimmel ohne den Lichtsmog der Stadt: Jacquelyn Mills’ lyrische 16-Millimeter-Filmaufnahmen öffnen unsere Sensibilität für den Beziehungsreichtum der materiellen Welt. Sie lässt unsere Sinne teilhaben am Werden und Vergehen des Lebens und zieht uns hinein in das komplexe Zusammenspiel einer Ökologie. Der Film begleitet die Forscherin Zoe Lucas, die seit vielen Jahren allein auf der sonst unbewohnten Sable Island vor der Küste Kanadas lebt und mit großer Hingabe die Spuren jedes Lebewesens dokumentiert. Ebenso verzeichnet sie rigoros die Belastung der Umwelt durch Plastikmüll, der in erschreckenden Mengen an die Ufer der Insel gespült und von der Forscherin in minutiöser Arbeit aufgelesen wird. Dabei schafft Mills mehr als ein intimes Porträt, sie erforscht zugleich in experimenteller Weise die Empfindsamkeit des filmischen Materials im Kontakt mit seiner Umgebung. In diesen außergewöhnlichen Figurationen von Erfahrung wird eine unaufdringliche Schönheit spürbar, die zur Verantwortung für die Welt aufruft.“

Kanada 2022 · R & K, S: Jacquelyn Mills · mit Zoe Lucas · ab 0 J. · 103′

Mi 25. Januar 2023  • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Geographies of Solitude

Jacquelyn Mills
Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Produzentin

Geboren 1984 in Sydney, Nova Scotia, Kanada. Sie studierte Film und arbeitet als Regisseurin, Kamerafrau, Editorin und Sounddesignerin. Nach dem mittellangen Film In the Waves (2017) ist Geographies of Solitude ihr Langfilmdebüt.

Filmografie
2017 In the Waves (Dokumentarfilm) · 2017 Leaves (Kurzfilm) · 2013 For Wendy (Kurzfilm)

Auf der Homepage von Discover Halifax findet man elf interessante Fakten zu Sable Island. Zum Beispiel ist noch immer ungeklärt, wie die rund 500 Wildpferde auf das 42 Kilometer langen Eiland kamen. Weitere Informationen zum Natinalpark findet man auf der Homepage des Sable Island National Park Reserve.

Festivals & Auszeichnungen 2022

  • Berlinale Forum – Caligari-Filmpreis & CICAE Art Cinema Award & Preis der Ökumenischen Jury
  • Hot Docs, Toronto, Kanada – Bester Kanadischer Feature Film & Earl A. Glick Preis für die beste aufstrebende Regiesseurin
  • Jeonju International Film Festival, South Korea – Großer Jurypreis im Int. Wettbewerb
  • Las Palmas de Gran Canaria International Film Festival, Spain – CIMA Auszeichnung für den besten Film
  • Vilnius Film Festival, Lithuania
  • Art of the Real, New York, USA

Die Geheimnisse des schönen Leo

Das dubiose Leben eines Bonner Politikers

Leo Wagner war Mitbegründer der CSU und Bundestags-Abgeordneter in Bonn. Die vom Krieg geprägte Politiker-Generation erfüllte tagsüber ihre Pflicht an der politischen Front des Kalten Krieges, danach entspannte man sich im Kölner Nachtleben mit jungen Frauen und altem Champagner. Die Familien zuhause dienten oft nur mehr als Fassade. Bei Leo hatte der aufwendige Lebenswandel seinen Preis. Er verwickelte sich in dubiose Geschäfte und Stasi-Kontakte.

Sein Enkel, der junge Filmemacher Benedikt Schwarzer, legt nun die politischen und persönlichen Hintergründe eines der größten politischen Skandale der Bonner Republik frei. Benedikt Schwarzers Recherchen über Leo Wagner eröffnen einen ungeschönten Blick auf die Widersprüche seiner Generation und die Abgründe der Bonner Republik.

»Entstanden ist ein berührender Film über die dunklen Flecken in Familienerinnerungen, über deutsche Politgeschichte, menschliche Abgründe und Identität. Er eröffnet einen ungeschönten Blick auf die Widersprüche von dessen Generation und in die Abgründe der Bonner Republik.« (phoenix)

Deutschland 2018 · R & Db: Benedikt Schwarzer · K: Julian Krubasik · ab 0 J. · 84′

Mi 28. Dezember 2022  • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Die Geheimnisse des schönen Leo

Die guten Feinde – Mein Vater, die Rote Kapelle und ich

Porträt einer Gruppe von Freunden, die das Leben liebten und sich in den dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte entschieden haben, ihrem Gewissen zu folgen

Günther Weisenborn, Schriftsteller und Mitglied der Widerstandsgruppe Rote Kapelle, entkommt der Hinrichtung durch die Nazis nur knapp. 59 seiner Mitstreiter werden hingegen 1942 hingerichtet, unter ihnen seine Freunde Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack. Bis zu seinem Tod 1969 versucht Weisenborn zusammen mit Adolf Grimme, die zu Tode verurteilten Freunde zu rehabilitieren und den verantwortlichen Nazi-Richter Manfred Roeder zur Rechenschaft zu ziehen – vergeblich. Denn in der BRD gelten die Mitglieder der Gruppe als KGB-Agenten und Vaterlandsverräter. Selbst „Stern“ und „Spiegel“ gehen den Naziseilschaften, die bis in den BND reichen, auf den Leim. Und in der DDR wird die Geschichte der Widerstandskämpfer für kommunistische Propaganda missbraucht. Erst 2009 werden die Urteile gegen die Rote Kapelle offiziell aufgehoben.

Der Filmemacher Christian Weisenborn erzählt in „Die guten Feinde“ das dramatische Leben seines Vaters, der für die 68er-Generation zum Vorbild werden sollte: die Geschichte eines jungen Intellektuellen, der Ende der 20er Jahren aus der rheinischen Provinz nach Berlin kommt, um hier Schriftsteller zu werden, und das Leben in der Bohème in vollen Zügen genießt, bis die Machtergreifung der Nazis alle Illusionen zerstört. Tagebuchaufzeichnungen, Briefe, Fotos, privat gedrehtes Filmmaterial und neu geführte Interviews mit Hinterbliebenen der Roten Kapelle geben intime Einblicke in die Ängste und Träume Weisenborns, seiner Frau Joy und ihrer mutigen Freunde – und erzählen von den abenteuerlichen Widerstandsaktionen der Gruppe, der es vor allem darum ging, über Hitlers Gräueltaten aufzuklären und eine Gegenöffentlichkeit gegen die Propaganda der Nazis zu schaffen.

„Die guten Feinde“ ist das vielschichtige Porträt einer Gruppe von Freunden, die das Leben liebten und sich in den dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte entschieden haben, ihrem Gewissen zu folgen und mutig gegen das Unrecht der Nazis aufzubegehren.

Deutschland 2017 · R & Db: Christian Weisenborn · K: Roland Wagner, Marcus Winterbauer · ab 12 J. · 93′

Mi 23. November 2022  • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Plakat Die guten Feinde

Christian Weisenborn Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch, Kamera, Bauten, Schnitt, Ton, Produzent, Produktionsleitung, Aufnahmeleitung

Weisenborn wurde 1947 in Berlin als Sohn des Schriftstellers und Widerstandskämpfers Günther Weisenborn (1902-1969) geboren. Von 1967 bis 1969 arbeitete er als Regie- und Dramaturgie-Assistent an den Städtischen Bühnen in Flensburg und Nürnberg. 1970 nahm er in München ein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) auf, das er 1974 abschloss. Im gleichen Jahr gründete er die Nanuk-Filmproduktion, mit der er sich auf die Realisierung von Dokumentationen spezialisierte. Seinen ersten Kino-Dokumentarfilm drehte Weisenborn gemeinsam mit Erwin Keusch: „Was ich bin, sind meine Filme“ (1976-78), ein Porträt des Filmemachers Werner Herzog.

In erster Linie konzentrierte Weisenborn sich aber aufs Fernsehen, für das er zahlreiche Reportagen und Dokumentarfilme drehte.

Filmografie (Auszug) 1972 Doppelschach · 1983 Vom Ende der Zeit · 2015 Sink or Swim · 1991 Mein Vater, mein Land · 1999 Der Ball ist ein Sauhund · 2010 Was ich bin ind meine Filme · 2014 Verräterkinder · 2017 Die guten Feinde

Das Leben drehen

Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten

Als ich volljährig wurde, schenkte mir mein Vater einen Film über mein Leben. Ich war darüber sehr wütend, denn ich hatte immer vergeblich versucht, seiner Kamera zu entkommen. Mein Vater, Filmemacher Joschy Scheidegger, dokumentierte unsere Familie obsessiv. Erst sein Tod bewog mich dazu, nicht nur sein riesiges Filmarchiv, sondern auch seine Kamera zu übernehmen. «Das Leben drehen» ist eine persönliche Spurensuche nach den überraschenden Wahrheiten, die sich hinter den Bildern meines Vaters verstecken. Eine philosophische Familien-Geschichte über das Filmen und den Versuch, das Leben festzuhalten.

Ich wollte nie einen Film über meinen Vater machen. Und, obwohl ich Drehbuchautorin war, hatte ich eine regelrechte Abneigung gegen Kameras. Denn seit der Sekunde meiner Geburt hatte mein Vater jeden Schritt meines Lebens mit seiner Kamera verfolgt. Er filmte nicht nur mich und unser Familienleben ausführlich. Er dokumentierte immer obsessiver auch seine Vergangenheit. So nannte er tatsächlich auch die 19 Bundesordner umfassende Dokumentation über sein Leben, die er mir überlassen würde. Vielleicht würde ich eines Tages einen Film daraus machen. Nie im Leben, dachte ich mir…

Erst als war mein Vater starb, war es mir plötzlich ein Bedürfnis, wirklich etwas über ihn zu erzählen. Nämlich meine Geschichte mit ihm. Ich nenne es die Gegenwart. Ich wollte unbedingt verstehen, was meinen Vater antrieb, sich und unsere Familie so obsessiv zu dokumentieren und damit auch immer ein Stück weit zu inszenieren.
Ich habe mich durch sein riesiges Archiv an Filmen gewühlt; vermutlich auch, um den Tod des geliebten Vaters ein klein wenig ungeschehen zu machen. Andererseits war es mir erst jetzt möglich, die Bilder zu hinterfragen, die er von unserer Familie gemacht hatte. Zum ersten Mal schaffte ich es, hinter das Bild zu schauen, das ich selber von unserer Familie hatte. Das Bild einer restlos gelungenen Familie. Lustig, bunt und glücklich. Ich bin aufgewachsen in der Schweiz der 70er Jahre, in einer aufgeklärten 68er Familie, in der über alles gesprochen werden konnte… Dachte ich. Bis ich merkte, dass es Tabus gab, die nicht ins «offizielle Bild» der glücklichen Familie passten. Und die unterscheiden sich wohl nicht von denjenigen anderer Familien: Der Tod eines Sohnes, das Scheitern einer Ehe und den damit verbundenen Gefühlen von Verlust, Trauer und das Gefühl versagt zu haben.

Warum dokumentieren und inszenieren wir unser Leben? Diese Fragen haben durch die Dominanz neuer Medien eine neue Relevanz bekommen. Nicht nur für unsere Familie sondern für unsere ganze Gesellschaft.

Seit den 70er Jahren landet immer mehr Privates in der Öffentlichkeit und heute durchdringt die Öffentlichkeit in Form neuer Medien und sozialer Netzwerke unser ganzes Privatleben. Das Inszenieren des eigenen Lebens findet auf allen möglichen Plattformen statt. Was haben wir hinter den offiziellen Bildern auf Facebook, Twitter etc. zu verstecken? Was wollen wir damit verbannen? Wie gehen wir damit um, dass unser Privatestes öffentlich wird? Und
warum inszenieren wir unser Leben, statt es einfach zu leben?

Ich bin ein Kind der Mediengesellschaft und sehe meinen obsessiv filmenden Vater als einen Vorläufer dieser Entwicklung. «Das Leben drehen» ist mein persönlicher Beitrag zu diesem Thema.

Schweiz 2015 · R & Db: Eva Vitija · K: Stefan Dux · ab 6 J. · 77′ · OmU

 

Mi 19. Oktober 2022  • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Das Leben drehen

Eva Vitija
Regie und Drehbuch

wurde 1973 in Basel geboren, Tochter des Filmemachers Joschy Scheidegger

Filmografie (Auszug)
2009 Madly in Love (Drehbuch) · 2015 Das Leben drehen · 2021 Loving Highsmith

No U-turn

Menschen auf den Fluchtrouten in Afrika reden über ihre Beweggründe

Von Nigeria über Benin, Burkina Faso, Mali, Mauretanien und Marokko fährt der nigerianische Regisseur Ike Nnaebue erneut die Route ab, die er vor 21 Jahren auf dem Weg nach Europa eingeschlagen hat. Er trifft Frauen und Männer, die von ihren Wünschen und Träumen, aber auch von ihren Ängsten berichten. Mag diese Reise auch besser organisiert erscheinen als die erste, so ist sie genauso geprägt von langen Wartezeiten und Risiken. NO U-TURN richtet einen persönlichen Blick auf das heutige Migrationsgeschehen und hört den Menschen zu, die aus verschiedenen Beweggründen den Weg nach Europa auf sich nehmen.

»Mit seinem ersten Dokumentarfilm begibt sich Ike Nnaebue, bekannter und gefeierter Regisseur des nigerianischen Kinos, auf eine persönliche Reise. Als junger Mann nahm er die Route von Nigeria über Benin, Mali und Mauretanien nach Marokko, in der Hoffnung, von dort nach Europa zu kommen. Da ihm die Überfahrt zu riskant erschien, kehrte Nnaebue damals um und begann in Nigeria ein Filmstudium. 21 Jahre später besucht er die Stationen seiner damaligen Reise als Dokumentarist und versucht zu erfahren, was junge Menschen heute bewegt, sich diesen Strapazen und Gefahren auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft auszusetzen. In behutsam geführten Interviews erkundet er auch, welche Erfahrungen speziell junge Frauen auf der langen Reise machen und welche Träume und Nöte sie antreiben. Mit großem Respekt gegenüber seinen Protagonist*innen und einem feinem Gespür für die Präsenz seiner Kamera gelingt es ihm, intime Bilder und Situationen einzufangen, ohne dabei jemals voyeuristi sch zu sein. Abgerundet durch poetisch-dichte Off-Texte entsteht ein essayistischer und selbstreflexiver Travelogue, der die tiefe Sehnsucht einer ganzen Generation nach einem besseren Leben erahnen lässt.« Berlinale 2022

Deutschland/Frankreich/Nigeria/Südafrika 2022 · R & Db: Ike Nnaebue · K: Jide Akinleminu · 92′ · Englisch/Igbo/Französisch/Nigerianisches Pidgin OmeU

Mi 21. September 2022 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat No U-turn

Ike Nnaebue
Der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent wurde 1975 in Ojoto, Nigeria geboren. Er realisierte mehrere erfolgreiche Spielfilme, darunter Sink or Swim über illegale Migration und Menschenhandel, der auf dem Newark International Film Festival den Preis für den besten Spielfilm gewann. No U-Turn ist sein erster Dokumentarfilm. Mit diversen Ausbildungsangeboten und Workshops engagiert er sich für die Nachwuchsförderung im Bereich Film und gibt jungen Afrikaner*innen insbesondere sein Know-how im Smartphone-Filmemachen weiter.

Filmografie
2013 False · 2014 A Long Night · 2015 Sink or Swim · 2016 Wings of My Dream;  Kurzfilm · The Other Side · 2017 The Golden Fleece; Webserie · The Plan · 2018 DR Mekam · Loving Daniella · 2019 Besieged · 2022 No U-Turn; Dokumentarfilm

Stand Bio- & Filmografie: Berlinale 2022

Out in Ost-Berlin

Auch in der DDR erlebten die meisten Homosexuellen Angst und Schuldgefühle

1968 wird in der DDR der § 175, der die Homosexualität unter Strafe stellt, abgeschafft. Im real existierenden Sozialismus wird Homosexualität politisch zunächst als vernachlässigbares Thema behandelt. Die Kleinfamilie bildet den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Sozialisation. Schwule und Lesben leben auch in der DDR verborgen und wagen sich, wie im Westen auch, nur vereinzelt an die Öffentlichkeit. Vor dem Mauerbau knüpfen die Ost-Berliner noch gefährlich erscheinende Kontakte zu den West-Berlinern. Danach wird es stiller im schwulen Osten. Von der BRD und ihrer schwulen Emanzipationsbewegung beeinflusst und nur wenig zeitversetzt, bilden sich in der DDR Arbeitsgruppen zur Homosexualität.

OUT IN OST-BERLIN begleitet die Erzählungen von schwulen Männern und lesbischen Frauen durch die sozialistische DDR bis zum Mauerfall. Ihre unterschiedlichen Erfahrungen auf dem Weg zu einer selbstbewusst geouteten sexuellen Identität eint jedoch eine spezifische Perspektive: Sie werden vom wachsamen Auge der Stasi begleitet und ihre Schritte sind bis ins Bett hinein in unzähligen Akten-Dossiers notiert.

Deutschland 2013 · R & Db: Jochen Hick & Andreas Strohfeldt · K: Jochen Hick & Thomas Zahn · ab 12 J. · 94′

Mi 20. April 2022 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Out in Ost-Berlin

Kleine Heimat

Über das fehlende Recht auf Wohnraum

Seit mehr als 60 Jahren lebt Hanni Isler in einer Wohnsiedlung am Rand der Stadt Zürich. Nun sollen die Häuser abgerissen werden und lukrativeren Bauten weichen, eine Versicherungsgesellschaft will Geld machen. Auch Rosa Zehnder und Kurt Schäfli müssen sich nach einer neuen Bleibe umsehen.

Zweieinhalb Jahre lang hat der Filmemacher Hans Haldimann seine drei 90-jährigen Hauptpersonen begleitet. 1957 sind sie hier eingezogen und ihre Kinder sind hier zur Welt gekommen und aufgewachsen. Sie erzählen aus ihrem Leben, von Glücksmomenten und Schicksalsschlägen; mal blicken sie wehmütig zurück, mal sorgenvoll in die Zukunft. So entstand das einfühlsame, mit der Handkamera sensibel und diskret eingefangene Porträt einer an Erfahrung reichen Generation, für die ihre Wohnung ein wichtiges Stück Heimat ist.

Ein zärtlicher und liebevoller Film, der tief berührt und zugleich wütend macht.

Schweiz 2020 · R, Db & K: Hans Haldimann • Mit Hanni Isler, Rosa Zehnder, Kurt Schäfli, · schweizerdeutsche.OmU · 93′

Mi 16. März 2022 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Kleine Heimat

Barstow, California

Virtuos verwebt Komers Passagen aus der Autobiografie zu einer vielstimmigen Collage

BARSTOW, CALIFORNIA nimmt uns mit in die Welt des Lyrikers Stanley »Spoon« Jackson, der aus seiner Autobiographie By Heart vorliest, ohne selbst jemals im Bild zu sein. Geschrieben hat er sie im Gefängnis, in dem er seit 1977 wegen Mordes inhaftiert ist.

»Meine Haut fühlt sich warm und lebendig an, diesen September in San Quentin. Als wäre ich eine Eidechse, die sich auf einem großen Stein sonnt.« Zur Off-Stimme von Spoon Jackson blicken wir auf die Landschaftsbilder der sonnendurchtränkten kalifornischen Mojave-Wüste und der Kleinstadt Barstow, die an der Interstate 15 auf halber Strecke zwischen Los Angeles und Las Vegas liegt. In den Minen dort wird bis heute Gold abgebaut.

»Rainer Komers hat die Orte besucht, die in Jacksons kurzem Leben in Freiheit wichtig waren, und dort Bilder, Töne und Gespräche gesammelt. Virtuos verwebt er diese mit Passagen aus der Autobiografie zu einer vielstimmigen Collage, die eindringlich von Armut, Rassismus und Einsamkeit erzählt – und von der betörenden Schönheit der Wüste.« (Katja Wiederspahn, Viennale)

USA/Deutschland 2018 · R & K: Rainer Komers · Db: Rainer Komers, „Spoon“ Jackson · engl.OmU · 76′

Mi 16. Februar 2022 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Barstow, California

Am Kölnberg

Eindringliches Porträt ungewöhnlicher Menschen

Respekt ist es nicht gerade, was den Bewohnern der Hochhaussiedlung »Am Kölnberg« in der Regel gezollt wird. Sie erleben eher Ablehnung, Vorurteile und Desinteresse und antworten mit Aggression, Abgestumpftheit, Alkohol. Am südlichen Ende Kölns, vor den Toren der Stadt, steht die Hochhaussiedlung, ein sogenannter Problemstadtteil. Auf engstem Raum leben hier die unterschiedlichsten Kulturen und Biografien nebeneinander.

Der Film begleitet über zwei Jahre hinweg vier Menschen am Kölnberg und dokumentiert ihr Leben in Höhen und Tiefen, den Kampf gegen die Sucht und das Überleben im Alltag. Mit ihrer Unvoreingenommenheit, ihrem Respekt und ihrer Offenheit gegenüber den Menschen, die sie filmen, ist den Regisseuren ein intensives Portrait außergewöhnlicher Charaktere gelungen, jenseits von Boulevard und Sozial-Drama. Daraus wurde ein spannender und preisgekrönter Dokumentarfilm, der Überraschungserfolg in der deutschen Dokumentarfilmlandschaft 2015.

Deutschland 2014 · R & Db: Laurentia Genske, Robin Humboldt · K: Laurentia Genske, Robin Humboldt, Johannes Waltermann · ab 12 J. · 89′

Mi 19. Januar  2022 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Am Kölnberg

Teufelsland

Dokumentarisches Märchen nach der Sage der Brüder Grimm »Die Werwölfe ziehen aus«

Eine Reise auf den Spuren eines Mythos in die Weite von Lettland und Estland, wo heute noch der Werwolf umgeht. Dem Mann wachsen spitze Zähne, ein zottiges Fell und scharfe Klauen. Dann bricht es aus ihm heraus, das wilde Tier. Eine blutrünstige Bestie, so begegnet uns heute der Werwolf im Kino. Doch für unsere Vorfahren gab es ihn wirklich. Im sagenumwobenen Livland – heute ein Teil von Lettland und Estland – geht noch immer der Werwolf um. Zwei junge Letten, folgen seinen Spuren durch postkommunistische Städte und tiefe Wälder. Sie begegnen außergewöhnlichen Menschen, die noch mit der Natur und der heidnischen Tradition verbunden sind. Die estnische Völkerkundlerin Merili Metsvahi beleuchtet die Kulturgeschichte. Der Historiker Carlo Ginzburg entdeckt in Venedig eine ganz andere Facette des Mythos. Hinter der Anklage des Teufelspakts enthüllt er die gutartigen Werwölfe. Wenn am Johannistag, in der hellsten Nacht des Jahres, überall im Land die Feuer brennen, feiern Jung und Alt die Sonnenwende.

Deutschland 2008 · R: Gisa Schleelein · Db: Gisa Schleelein · K: Lars Barthel • Mit Ieva Rulle, Andis Deme, Merili Metsvahi, Carlo Ginzburg, Davis Stalts und Band „Vilkaci“, Aldis Kevins, Ligita Beitina, Pastor Atis Grinbergs, Anatols, Ivars Fermanis, Kaika Laine u.w. · keine Angabe J. · 90′

Mi 15. Dezember 2021 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Teufelsland

Die Geschichte vom weinenden Kamel

Bewegende Geschichte aus der Mongolei
Die Geschichte vom weinenden Kamel

In der Wüste Gobi, tief in der Mongolei, bringt ein Kamel ein Junges zur Welt. Aber die geschwächte Mutter verstößt ihr Junges, das ohne die nahrhafte Muttermilch gleichwohl keine Überlebenschance hat. Um das kleine Kamel zu retten, besinnen sich die Nomaden eines alten, mystischen Brauchs: Mit seiner poetischen Musik soll ein Geigenspieler die Kamelmutter zu Tränen rühren und damit ihr Herz erweichen.

»Die Mongolin Byambasuren Davaa und der Italiener Luigi Falorni realisierten die märchenhafte Story über die existenzielle Wichtigkeit von familiärer Liebe und Geborgenheit als ihren Abschlussfilm an der Filmhochschule in München. Doch dass die Dokumentation, über ein von der Mutter verstoßenes weißes Kamelfohlen, soviel Anklang finden könnte, hätten sie sich wahrscheinlich nie träumen lassen. So lief der Film auf vielen internationalen Festivals mit großem Erfolg, wurde mit dem Bayrischen Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm ausgezeichnet und von der Mongolei offiziell als Anwärter auf den Oscar eingereicht.« (filmstarts)

Deutschland 2003 · R: Byambasuren Davaa · Db: Byambasuren Davaa, Luigi Falorni · K: Luigi Falorni · ab 0 J. · 91′

Mi 17. November 2021 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Die Geschichte vom weinenden Kamel

Die Spielwütigen

Vier junge Menschen auf dem Weg zum Traumberuf

Über sieben Jahre hinweg begleitet der Film vier junge Schauspieler auf dem schwierigen und komplexen Weg in ihren Traumberuf: von der Vorbereitung Anfang 1997 auf die Aufnahmeprüfung an der renommierten Schauspielschule „Ernst Busch“ und das aufreibende Anrennen gegen die Strukturen der Elite-Institution bis zu den ersten Engagements im Jahr 2003. Präzise zeichnet er die Hintergründe, Motive und Zweifel und fragt zugleich nach dem Preis für den Erfolg. Dabei kreist er subtil und einfühlsam um die Dynamik der Gefühle und verdichtet die vielen Partikel mit ebenso eindringlichen wie charmanten Details zu dramatischen Initiationsgeschichten.

Deutschland 2004 · R: Andreas Veiel · Db: Andres Veiel · K: Hans Rombach, Lutz Reitemeier, Jörg Jeshel, Johann Feindt, Rainer Hoffmann, Claus Deubel, Pierre Bouchez · ab 0 J. · 108′

Mi 20. Oktober 2021 • 18:30 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Plakat Die Spielwütigen