Jüdisches Leben – Archiv


In der Regel zeigten und zeigen wir in unserer Reihe Jüdisches Leben seit 2011 monatlich am Sonntagnachmittag im Cinema Filme, die jüdisches Leben, jüdische Themen und Kulturen wiedergeben.
Unsere bisher gezeigten Filmen – nutze auch die Suche-Funktion
- Der 81. Schlag
- 90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden (mehrspr.OmU)
- Alexander Granach – Da geht ein Mensch
- Alles auf Zucker!
- Alles ist erleuchtet!
- Alles was ich an euch liebe
- Am Ende ein Fest
- Amazing Grace
- America
- An ihrer Stelle
- Ein Apartment in Berlin
- Auf Ediths Spuren – Tracking Edith (mehrspr.OmU)
- Back to Maracanã (dF)
- Back to the Fatherland (dt./engl.OmU)
- Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit
- Bethlehem – Wenn der Feind dein bester Freund ist
- The Big Eden
- Die Blumen von gestern
- Café Nagler (hebr.OmU)
- Café Ta’amon – King George Street, Jerusalem
- The Cakemaker
- Chichinette – Wie ich zufällig Spionin wurde
- Der Code
- Comedian Harmonists
- Crescendo – #MakeMusicNotWar
- Cupcakes
- Dancing in Jaffa
- Daniel Hope – Der Klang des Lebens (dt./engl.OmU)
- das geht nur langsam
- Displaced
- Der Dolmetscher
- Eine, die sich traut (hebr.OmU)
- Enjoy the Music
- Erhobenen Hauptes (hebr.OmU)
- Die ersten 54 Jahre – Israelische Soldaten erzählen
- Es war einmal in Deutschland … (mehrspr.OmU)
- The Essential Link: The Story of Wilfrid Israel (dt./engl.OmU)
- Exil Shanghai
- Der Fall Sarah & Saleem
- Fragen Sie Dr. Ruth
- Eine Frau
- Erhobenen Hauptes
- Frau Stern
- Get – Der Prozess der Viviane Amsale
- Die Geträumten
- Der Golem, wie er in die Welt kam
- The Green Prince
- Die Hälfte der Stadt (mehrspr.OmU)
- Heimat ist ein Raum aus Zeit
- Herr Zwilling und Frau Zuckermann
- Holding Liat
- Hotline
- I Dance, But My Heart Is Crying
- Ida
- Im Himmel, unter der Erde
- Ink Of Yam (mehrspr.OmU)
- Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik (mehrspr.OmU)
- Jalda und Anna – Erste Generation danach
- Jüdisch leben heute
- Die jungen Kadyas
- Kaddisch für einen Freund
- Kinder der Hoffnung
- Das Klezmer Projekt
- Lauf, Junge lauf (dF)
- L’Chaim – Auf das Leben!
- Lebenszeichen – Jüdischsein in Berlin
- Der letzte der Ungerechten
- Das letzte Geschenk (span.OmU)
- Der letzte Mentsch
- Liebesleben
- Ein Lied in Gottes Ohr
- Life in Stills
- Das Mädchen mit den roten Haaren
- Der Mann, der zweimal starb
- Menashe
- Mich kriegt ihr nicht!
- Minjan
- Miss Holocaust Survivior
- Moritz Daniel Oppenheim (mehrspr.OmU)
- Mr. Gaga (hebr./engl.OmU)
- Nicht verRecken
- Null Motivation (hebr.OmU)
- Oma und Bella
- Once We Were Jews
- Paradies (OmU)
- PlayOff
- Der Prinz und der Dybbuk (mehrspr.OmU)
- Rabbi Wolff (z.T. engl./hebr.OmU)
- Regina Jonas – Die erste Rabbinerin der Welt
- Eine Reise in die Vergangenheit
- Der Rhein fliesst ins Mittelmeer
- Ein Sack voll Murmeln
- Sarahs Schlüssel
- Schnee von gestern
- Schocken – Ein deutsches Leben
- Die Schüler der Madame Anne
- Shalom Italia (hebrä./ital.OmU)
- Sigmund Freud – Freud über Freud
- Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut
- Der Sohn der Anderen
- Südsee
- Swimmingpool am Golan
- TABOO – Amos Guttman
- Ein Tag wie kein Anderer (hebr.OmU)
- Der Tango der Rashevskis
- Titos Brille
- Uri Avnery: Warrior of Peace
- Das verrückte Liebesleben des Simon Eskenazy
- Das Weiterleben der Ruth Klüger
- Wiedersehen mit Brundibar
- Wien vor der Nacht (franz./dt.OmU)
- Wir sind Juden aus Breslau
- Wo ich wohne – Ein Film für Ilse Aichinger
- Die Wohnung
- Zaytoun
- Das Zelig
Holding Liat
Vom Schicksal einer Hamas-Geisel und ihrer Familie
Liat wird am 7. Oktober 2023 von Mitgliedern der Hamas gewaltsam aus dem Kibbuz Nir Oz entführt. Kurz danach beginnt Brandon Kramer mit ihrer Familie die Ereignisse zu dokumentieren – mit offenem Ausgang. Er ist sehr nah dabei, wenn die Eltern Yehuda und Chaya versuchen, mit ihrer Angst umzugehen – oder im Austausch mit Behörden Einfluss auf das Schicksal ihrer erwachsenen Tochter und ihres Ehemanns zu nehmen. Yehuda fliegt mit Liats Sohn in die USA, um dort als US-Bürger Einfluss auf die Politik zu nehmen. Sein Enkelsohn hingegen belastet die öffentliche Aufmerksamkeit. Während Liats Schwester versucht Yehudas Temperament und Wut abzufangen, gerät dieser immer mehr in die Logiken der politischen Strategien. Polarisierung gibt es auch in dieser Familie: Der Vater sieht trotz seines Schmerzes Israels Rolle im Nahost-Konflikt kritisch, ist Pazifist und lässt sich auch im geopolitischen Epizentrum von Diplomatie und Trauma nicht vom Weg der Aussöhnung abbringen. Beharrlich schwimmt er gegen den Strom, legt sich mit sich selbst und allen an und schimpft auf die israelische Regierung. Ein offener Film zur Stunde. Einsichten kommen nicht von der Politik, sondern von Liats Familie.
»Ein nuancierterer Blick… Brandon Kramer hat einen Film gedreht, der nicht nur das Trauma des Terroranschlags und der Geiselnahme greifbar macht, sondern auch einen komplexen, äußerst nachdenklichen Blick auf die Gewaltspirale im Nahen Osten bietet.«
Felicitas Kleiner, filmdienst
»Kramers Film ist dort erfolgreich, wo andere Dokumentarfilme, die nach dem 7. Oktober entstanden sind, weniger erfolgreich waren – er wandelt auf dem schmalen Grat zwischen sehr komplexen psychologischen und politischen Positionen… Seine menschliche Aussage ist in ihrer Noblesse, aber auch in ihrer Einfachheit fast unverständlich…«
Shani Litman, Haaretz
USA 2025 · R: Brandon Kramer · Db: Ra’anan Alexandrowicz, Carol Dysinger, Gordon Quinn · K: Yoni Bach, Omer Manor • Mit Jeff Gilbert mit Yehuda Beinin, Liat Beinin Atzili, Chaya Beinin, Tal Beinin · + engl./hebrä.OmeU · 97′ (evtl. mit deutschen Untertiteln)
So 25. Mai 2025 • 11:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Die ersten 54 Jahre – Israelische Soldaten erzählen
Breaking the Silence
Ernsthaft in die Tat umsetzen wird hoffentlich keiner, was Avi Mograbi uns da aus dem Wohnzimmersessel anbietet: eine Kurzanleitung zur militärischen Besatzung. Seine strategischen Betrachtungen haben den unschuldigen Anstrich allgemeiner Überlegungen, wie man ein fremdes Territorium gegen alle Widerstände erfolgreich besetzt. Als Musterbeispiel dient ihm die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete in der Westbank und im Gaza-Streifen. Aussagen von israelischen Soldaten über ihren Dienst dort, die für die Organisation Breaking the Silence entstanden, veranschaulichen den jahrzehntelangen Alltag und die historischen Etappen der Besatzung. In ihrer Nüchternheit sind diese Beschreibungen von alltäglicher Willkür und Grausamkeit erschütternd und schwer erträglich. Zeitzeugenberichte und Verwendung von Archivmaterial sind nur zwei der dokumentarischen Grundtechniken, denen Mograbi mit seiner Kurzanleitung einen reflexiven Rahmen und analytische Schärfe verleiht. Dabei konzentriert er sich, ohne Relativierungen, auf die Seite der Täter. Scharfzüngig und ironisch wie oft, angesichts der anscheinend nicht aufhaltbaren Eskalation aber auch ratlos und voller Trauer. (Anna Hoffmann)
Das Englische ist im Original, das Hebräische hat deutsche Untertitel.
THE FIRST 54 YEARS – AN ABBREVIATED MANUAL FOR MILITARY OCCUPATION · Deutschland/Finnland/Frankreich/Israel 2021 · R: Avi Mograbi · Db: Avi Mograbi · K: Philippe Bellaiche, Tulik Galon • Mit Dani Vilenski, Shlomo Gazit, Roni Hirschson, Zvi Barel u.a. · engl.OF und hebrä.OmU · 108′
So 27. April 2025 • 11:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Der Code
Porträt des Autors Ka.tzetnik
Yehiel De-Nur, bekannt unter dem Pseudonym Ka.tzetnik, erlebte in Auschwitz die Schrecken der Shoah, die er nach dem Krieg literarisch verarbeitete. Seine Werke thematisieren Gewalt, Folter und Kannibalismus und reflektieren die Abgründe des Menschlichen. Diese radikale Aufspaltung in zwei Persönlichkeiten – der Schriftsteller Ka.tzetnik und der bürgerliche De-Nur – war seine Strategie, um mit seinem Trauma umzugehen. Während er als Ka.tzetnik Bestseller verfasste, lebte er gleichzeitig als Ehemann und Vater in Israel. Seine provokanten Titel, wie „Ich bin der SS-Mann. Eine Vision“, haben Israel bewegt und auch kulturelle Einflüsse, wie die Indie-Band „Joy Division“, inspiriert. Der Eichmann-Prozess brachte schließlich die Konfrontation zwischen De-Nur und Ka.tzetnik, was zu einem Zusammenbruch seines Konstrukts führte. Auch 30 Jahre nach dem Krieg suchte er in den Niederlanden durch LSD-Therapie nach Frieden. Die Dokumentar-Biografie visualisiert diese Persönlichkeitsspaltung und thematisiert die Möglichkeiten der Traumabewältigung sowie den Wert subjektiver Wahrheit durch Berichte von Zeitzeuginnen und animierte Sequenzen.
THE RETURN FROM THE OTHER PLANET · Israel, Deutschland 2023 · R: Assaf Lapid · Db: Assaf Lapid, Naomi Levari, Saar Yogev · K: Tulik Galon • Mit Eli Tavor, Dina Porat, Yochai Ataria · engl./hebrä./jidd./niederl.OmU · 81′
So 23. März 2025 • 11:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Assaf Lapid
ist ein israelischer Drehbuchautor, Regisseur und Cutter, der 1978 geboren wurde. Seit 2009 ist Assaf als Cutter für internationale Projekte tätig, von denen viele weltweit gezeigt wurden und Preise gewannen. Zu seinen Werken gehören „Cause of Death“, bei dem Assaf als Co-Autor und Cutter tätig war und der auf der IDFA Premiere feierte, und „Farewell Herr Schwarz“, der den DEFA-Preis bei DOK Leipzig gewann.
Hotline
Der Kampf einer israelischen NGO für die Rechte von Asylsuchenden und Migrant*innen
HOTLINE von Silvina Landsmann ist ein Dokumentarfilm, der die Arbeit von „The Hotline for Refugees and Migrants“, einer israelischen Menschenrechtsorganisation, beleuchtet.
Rund um die Uhr sind die Frauen der Hotline für Flüchtlinge und Migranten in Tel Aviv im Einsatz. Sie kümmern sich um die Rechte von Menschen ohne Papiere, geben juristischen Rat, übernehmen Behördengänge und machen Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache. Die Kamera wirft uns mitten ins Geschehen. Vor einer aufgebrachten Menschenmenge setzt sich eine Aktivistin für den Aufenthalt von Flüchtlingen aus dem Sudan und Eritrea ein, die auf dem Sinai von ägyptischen Menschenhändlern verschleppt wurden und nun in Israel gestrandet sind. Sie trifft auf vehemente Abwehr, wird beschimpft und fast tätlich angegriffen. Aber die Organisation muss nicht nur gegen eine fremdenfeindliche Stimmung antreten, sondern auch gegen eine Gesetzgebung, die jeden illegalen Grenzübertritt als Verbrechen ahndet. Die Flüchtlingsgefängnisse in der Nähe der ägyptischen Grenze werden ständig ausgebaut. Zutritt erhält die Regisseurin nicht. Silvina Landsmann nimmt den Zuschauer mit zu den verschiedenen Schauplätzen – Ämter, Gerichte, die Knesset – und montiert ihr Material so, dass deutlich wird, woraus der Kampf um Menschenrechte besteht: Reden, mobilisieren, dokumentieren, überzeugen. (Anke Leweke)
Israel, Frankreich 2015 · R, Db & K: Silvina Landsmann · OmU · 100′
So 23. Februar 2025 • 11:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Silvina Landsmann
ist eine in Tel Aviv lebende Dokumentarfilmerin, deren kinematografische Methode auf Beobachtung und Zuhören beruht. Kombiniert mit einer sozialen Perspektive, bieten ihre Filme einen Einblick in die turbulente Realität Israels.
Geboren und aufgewachsen 1965 in Buenos Aires, wanderte sie als Kind mit ihrer Familie nach Israel ein, um dem argentinischen Militärregime zu entkommen.
Nach Abschluss ihres Studiums an der Filmabteilung der Universität Tel Aviv zog sie nach Paris, wo sie in verschiedenen Rollen im Dokumentar- und Spielfilmbereich tätig war.
Ihr erster Film, Collège (Frankreich, 1998), wurde mit dem Grand Prix des Filmfestivals Les Ecrans Documentaires ausgezeichnet.
Zurück in Israel, gründete sie Comino Films, um ihre preisgekrönten Filme zu produzieren und zu inszenieren:
- Post Partum (2005)
- Unto thy Land (Grand Prix des Ateliers d’Art de France 2007)
- Soldier/Citizen (Berlinale 2012 – Besondere Erwähnung)
- Hotline (Berlinale 2015; Preis für den besten Dokumentarfilm auf dem Jerusalem Film Festival 2015)
- The Good Soldier (2021)
I Dance But My Heart Is Crying
Die Wiederentdeckung verschollener jüdischer Musik
Der Musikfilm lässt Musik, die über siebzig Jahre lang als für immer verloren galt, wieder auferstehen und in neuem Glanz erstrahlen. Der Film erzählt von den beiden Plattenlabels, die im nationalsozialistischen Berlin noch bis 1938 Musik jüdische Künstler*innen produzieren konnten. Diese Musik wurde mitsamt ihren Originalmatrizen, Texten und Noten in einer einzigen Nacht vollständig vernichtet. Es war die Nacht des 9. November 1938, die als „Reichspogromnacht““ in die Geschichte einging. Seitdem galt die Musik als für immer verschollen. Dass über 70 Jahre später dieser musikalische Schatz wieder gehoben werden konnte, grenzt an ein Wunder. Mit der neu arrangierten Musik eines international hochkarätig besetzten Ensembles nähert sich der Film dieser schier unglaublichen Geschichte und dem tragischen Schicksal der jüdischen Künstler, die ein musikalisches Vermächtnis hinterlassen, das bis heute nicht an Aktualität und Brisanz verloren hat.
Deutschland/Schweiz 2024 · R & Db: Christioph Weinert · K: Boris Heiland, Michael Weihrauch, Hans Oliver Wolf · ab 6 J. · engl.OmU · 90′
So 26. Januar 2025 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Christoph Weinert
1965 in Schleswig geboren, studierte nach dem Abitur und einem Praktikum an der Cinémathèque française in Paris Film. Er absolvierte ein Studium der Kunst und Visuellen Kommunikation mit Schwerpunkt Film und Fotografie an der Kunsthochschule Kassel und sammelte von 1991 bis 1995 praktische Erfahrungen in Spielfilmproduktionen. Sein Regiedebüt feierte er 1997 mit dem TV-Dokumentarfilm „Weiße Jäger, weißes Gold“, der direkt für den ‚Goldenen Löwen‘ nominiert wurde.
Es folgten Werke weitere Werke (Auswahl):
- 1998: Sauve qui pense
- 2001: Die Quotenmacher
- 2002: Geklonte Zukunft
- 2208: Helmut Schmidt – Mein Jahrhundert
- 2011: Geheimsache Mauer
- 2018: Dutschke
- 2023: Acht Geschwister
Im Himmel, unter der Erde
Der Jüdische Friedhof Berlin-Weißensee – ein Paradies für Geschichten-Sammler
Im Norden der Stadt, versteckt in einem Wohngebiet, umgeben von Mauern und bedeckt von einem Urwald aus Bäumen, Rhododendron und Efeu liegt der Jüdische Friedhof Berlin-Weißensee. Er wurde 1880 gegründet, der dritte, der von der Jüdischen Gemeinde Berlins angelegt wurde, ist 42 Hektar groß, hat derzeit 115.000 Grabstellen und immer noch wird auf ihm bestattet. Weder der Friedhof noch sein Archiv sind je zerstört worden – ein Paradies für Geschichten-Sammler.
Wenn man über den Friedhof geht, spaziert man wie durch ein Geschichtsbuch. Lang ist die Liste berühmter Künstler, Philosophen, Juristen, Architekten, Ärzte, Religionslehrer und Verleger, die dort beerdigt sind. Die Kaufhausgründer Jandorf (KaDeWe) und Hermann Tietz (Hertie) gehören dazu, der Maler Lesser Ury, der Hotelier Kempinski, der Verleger Samuel Fischer (S. Fischer Verlag) und Rudolf Mosse, dem einst das größte Verlagshaus Europas gehörte.
Britta Wauer und ihr Kameramann Kaspar Köpke waren immer wieder auf dem Jüdischen Friedhof und haben einen höchst lebendigen Ort vorgefunden. Menschen aus aller Welt kommen dort hin und können von jüdischer, Berliner und zugleich deutscher Geschichte erzählen, von der dieser Ort erfüllt ist.
»Ein Dokumentarfilm voller einfühlsamer Gespräche, verblüffenden Rückblenden und unbeschwerter Musik. Aus einem toten Ort wird ein Garten. Zum Trauern, Erinnern und Glücklichsein.« (Der Spiegel)
Deutschland 2011 · R & Db: Britta Wauer · K: Kaspar Köpke · 90′
So 22. Dezember 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Britta Wauer
geboren 1974 in Berlin, absolviert eine Ausbildung an der Berliner Journalistenschule und ist von 1995 bis 1996 in der Redaktion von „Spiegel TV Reportage“ in Hamburg tätig. Im Jahr 1997 nimmt sie ein Regie-Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) auf, das sie 2004 abschließt.
Filme (Auswahl):
- 2001: Heldentod
- 2008: Gerdas Schweigen
- 2011. Im Himmel, unter der Erde
- 2016 Rabbi Wolf
- 2014 Der Colonel und die Fotos (Drehbuch, Schnitt, Produktion)
Preise für
- Heldentod
- Die Rapoports – Unsere drei Leben“(Grimme-Preis)
- Gerdas Schweigen
- Im Himmel, unter der Erde
TABOO – Amos Guttman
Queer Sunday zum Welt-Aids-Tag
Mit der FSG – Aids-Hilfe Münster
Das Leben und die Kunst eines wahren Rebellen, der mit 37 Jahren an den Folgen von Aids starb
In seinem kurzen Leben blieb Amos Guttman ein rotes Tuch für das konservative israelische Filmestablishment. Als schwuler, rumänischer Migrant fand er nie wirklich seinen Platz in seiner neuen Heimat. Guttman war ein Künstler, der Filme nicht für die Massen, sondern für eine kleine, verstreute Gemeinschaft machen wollte. So erinnern seine Filme an die von Derek Jarman oder die Frühwerke von Pedro Almodóvar.
Obwohl er die militaristische Kultur Israels scharf kritisierte, verstand sich Guttman nicht als „politischer“ Filmemacher im herkömmlichen Sinn. Sowohl in seinen Filmen als auch in seinem persönlichen Leben widmete er sich den Lebensrealitäten von Außenseitern und Gesetzlosen. Sein Blick galt stets den verborgenen Subkulturen und marginalisierten Gruppen – Migrant*innen, Palästinenser*innen, israelischen Araber*innen, Transgender-Personen, Sexarbeiter*innen, effeminierten Schwulen, Verwahrlosten, verarmten Waisen und inzestuösen Geschwistern. In Guttmans filmischer Welt koexistierten Dekadenz und Leiden mit Schönheit und Mitgefühl.
TABOO: AMOS GUTTMAN gibt einen einzigartigen Einblick in die letzten Tage des Künstlers. Der Film enthält sein letztes Interview, das geführt wurde, während er im Sterben in der Wohnung seiner Mutter lag – ein bisher unveröffentlichtes Zeugnis seines bleibenden Geistes.
Israel 2024 · R & Db: Shauly Melamed · K: May Abadi · hebrä.OmeU · 76′
So 1. Dezember 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Queer Sunday zum Welt-Aids-Tag
Mit der FSG – Aids-Hilfe Münster
Amazing Grace
Ein bewegendes Drama über Liebe und Verlust inmitten der Aids-Pandemie
Der 18-jährige Jonathan zieht aus dem chaotischen Haushalt seiner Familie in eine eigene Wohnung, um mit Miki zusammenzuleben. In dieser Zeit begegnet er Thomas, dem Sohn und Enkel seiner Nachbarn, der gerade aus den USA nach Israel zurückgekehrt ist. Thomas ist an Aids erkrankt und nach Israel zurückgekehrt, um sich auf seinen Tod vorzubereiten und Abschied zu nehmen.
Gleichzeitig pflegt Jonathans eigene Familie ihre teils angespannten Beziehungen in einem Haus, nur ein paar Blocks entfernt. Seine Mutter, sein Bruder und seine Schwester ringen miteinander, während sie beobachten, wie Jonathan seinen Weg ins Erwachsenenleben sucht.
»AMAZING GRACE ist ein schwuler – und ein sehr israelischer – Film. Im Streit der Mutter und Großmutter von Thomas wird die Tradition der Beschäftigung mit dem Holocaust weitergeführt. Zugleich gilt der Film als eine gelungene Beobachtung des Lebensgefühls junger Israelis. Der Film ist wegen der Darstellung der Schwulenszene in Israel sehr umstritten gewesen.« (Filmfest Braunschweig 1995)
»Ein bewegender und aufwühlender Film mit stark autobiographischen Zügen. Sein Regisseur starb 1993 an Aids.« (Verzaubert Filmfestival 1994)
HESED MUFLA · Israel 1992 · R & Db: Amos Guttman · K: Yoav Kosh, Amnon Zlayet • Mit Sharon Alexander, Aki Avni, Dvora Bartonov, Ishai Golan u.a. · ab 18 J. · hebrä.OmeU · 99′
So 1. Dezember 2024 • 19:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Amos Guttman
Guttman, 1954 in Rumänien geboren, war ein Pionier des queeren israelischen Kinos. Er drehte den ersten israelischen Film mit einem queeren Thema, inspiriert von seinen eigenen Erlebnissen. Mit sieben Jahren zog er mit seiner Familie aus Siebenbürgen nach Israel und studierte Film an der Schauspielschule Beit Zvi. Zwischen 1975 und 1982 drehte er drei Kurzfilme und 1983 folgte sein erster Spielfilm, „Drifting“. Weitere Werke waren „Bar 51“ (1985), „Himmo, König von Jerusalem“ (1987) und „Amazing Grace“ (1992). Guttman, der offen schwul lebte, behandelte in seinen Filmen oft das Leben von queeren Personen. Sein Werk zeichnete sich durch eine markante Bildsprache aus. Viele israelische Schauspieler, wie Jonathan Sagall und Alon Abutbul, verdanken ihm ihren Durchbruch. Sein Einfluss auf das israelische Kino bleibt bedeutend.
Amos Guttman verstarb 1993 an den Folgen von Aids und hinterließ ein kleines, aber eindrucksvolles filmisches Erbe.
Sigmund Freud – Freud über Freud
Ein Jude ohne Gott
SIGMUND FREUD – JUDE OHNE GOTT · Frankreich/Österreich 2020 · R: David Teboul · Db: David Teboul, François Prodromidès · K: Martin Roux, Richard Copans • Mit Sprecher*innen: Birgit Minichmayr, Johannes Silberschneider, André Jung, Andrea Jonasson, Catherine Deneuve, Sylvie Rohrer, Roland Koch · 97′
So 24. November 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Südsee
Der Film begleitet zwei Figuren auf der Suche nach echtem Austausch und Verbundenheit.
Anne und Nuri, beide privilegierte Millenials, sitzen am Pool unter dem Iron Dome, der die Bomben aus Gaza abfängt, und philosophieren über das Leben, während sie dabei schwitzen, Eiskaffee trinken und an ihren Texten arbeiten. Sie sind mit dem absoluten Irrsinn des Krieges konfrontiert, der immer, und auf jeder Seite absoluter Irrsinn ist. Sie wissen nicht, was sie fühlen dürfen, was sie sagen und leben dürfen, als Menschen, die ja eigentlich alles haben und sich gar nicht wirklich fürchten müssen – weil sie ja auf der sicheren Seite stehen.
Sie kommen sich an diesem Pool immer näher, aber nie wirklich nah – weil sie Angst haben. Voreinander, vor der Unkontrollierbarkeit der Situation, vor den eigenen Gefühlen.
„Südsee“ ist ein Film über Sehnsucht. Sehnsucht danach, sich innerlich so privilegiert zu fühlen, wie man nach außen scheint, Sehnsucht nach einem zu Hause, nach Wurzeln, nach Liebe.
Fast scheint es, als seien Anne und Nuri ein perfektes Match, in ihren komplementären Hoffnungen, Vorstellungen, Wünschen. Aber nur fast. Kann man sich verlieben, wenn man sich selbst immer wieder dabei erwischt, wie man performed, weil man versucht, die Person zu sein, die man gerne wäre – oder die man glaubt, sein zu müssen?
SALTY WATER · Deutschland 2023 · R & Db: Henrika Kull · K: Meidan Arama • Mit Liliane Amuat, Dor Aloni, Yuval Levi · dt./engl./hebrä.OmU · 89′
So 27. Oktober 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Liebesleben
Amour fou mit Arie
Deutschland/Israel 2005 · R: Maria Schrader · Db: Laila Stieler, Maria Schrader · K: Benedict Neuenfels · Musik: Niki Reiser • Mit Neta Garty, Rade Serbedzija, Tovah Feldshuh, Stephen Singer u.a. · ab 16 J. · 114′
So 23. Juni 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Das Klezmer Projekt – In mir tanze ich
Quer durch Osteuropa auf der Suche nach verschollenen Klezmer-Melodien
Der frustrierte jüdische Hochzeitsfilmer Leandro interessiert sich nicht für die Religion seiner Familie. Als er sich bei der Arbeit in die Klezmer-Klarinettistin Paloma verliebt, erfindet er ein Dokumentarfilmprojekt, damit er Zeit mit ihr verbringen kann. Der Film schickt beide auf eine Reise quer durch Osteuropa auf der Suche nach verschollenen Klezmer-Melodien, die in der Obhut der Roma überdauert haben, weil diese vor dem Zweiten Weltkrieg Tür an Tür mit den Juden zusammen lebten. Das semifiktionale Roadmovie von Paloma Schachmann und Leandro Koch ist alles andere als eine konventionelle Musikdokumentation. Auf den Spuren eines Kulturerbes, das zu verschwinden droht, führt es von Buenos Aires ins Dreiländereck Ukraine-Rumänien-Moldau. Denn nach einem Gespräch mit seiner Großmutter geht Leandro, den inzwischen die Neugier gepackt hat, allen finanziellen Schwierigkeiten zum Trotz bis zu den Ursprüngen seiner Familie in Bessarabien zurück. Geschickt verschränkt das Regieduo eine persönliche Geschichte mit der Erkundung der Klezmer-Tradition und übernimmt in der Metaerzählung die Hauptrollen selbst. Dieser Kniff lässt den erfrischenden Humor des Duos aufscheinen und setzt eine kraftvolle Welle der Emotionen in Bewegung, die uns mit der Musik davonträgt.
Auch weil der Film, wo immer er sich im heutigen Grenzgebiet zwischen Ukraine, Rumänien und Moldau auch hinwendet nur die leeren Abdrücke der reichen jiddischen Kultur von vor dem Genozid findet.
A DENTRO MIO ESTOY BAILANDO · Österreich, Argentinien 2023 · R: Leandro Koch, Paloma Schachmann · Db: Leandro Koch, Paloma Schachmann · K: Roman Kasseroler, Leandro Koch · ab 0 J. · span./jidd./ukrai./rum./engl.OmU · 110′
So 26. Mai 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Paloma Schachmann wurde 1985 in Buenos Aires geboren. Sie ist diplomierte Musiklehrerin mit dem Schwerpunkt Klarinette und arbeitet seit fünfzehn Jahren als professionelle Musikerin.
Leandro Koch ist ein Filmemacher und Drehbuchautor, der 1984 in Argentinien geboren wurde. Er absolvierte die Universidad del Cine, das Drehbuchautorenprogramm Punto Medio Guion und das Programa de Cine der Universidad Di Tella. Er führte bei zwei Kurzfilmen Regie: LA ISLA VISIBLE und PERO ALGÚN DÍA (Yet Some Day).
Der Rhein fließt ins Mittelmeer
Ein eindringlicher Blick auf das Schoa-Trauma und die Herausforderungen der Erinnerungskultur in der heutigen Zeit
Regisseur Offer Avnon ist anwesend, das Gespräch ist auf Deutsch.
Wie erzählt man vom Schoa-Trauma, das die Familie auch in der dritten Generation noch beherrscht? Offer Avnon, israelischer Regisseur, nimmt sich dieser Frage in seinem neuesten Dokumentarfilm an. Der Film beleuchtet Avnons eigene Erfahrungen, als er im Alter von 30 Jahren „überraschend nach Deutschland“ zog, eine Entscheidung, die vor allem für seine Familie, Überlebende des Holocausts, unverständlich war.
Avnon trifft in seinem Film ein breites Spektrum von Personen, darunter Holocaust-Überlebende aus verschiedenen Ländern sowie deren Kinder und Enkel. Die Spurensuche führt ihn von Deutschland über Polen bis nach Österreich und zurück in seine Heimatstadt Haifa. Die nicht-chronologische Erzählweise und die vielfältigen visuellen Motive ermöglichen es Avnon, innere Gefühle einzufangen und komplexe Fragen zur Schuld, Scham und vergangenen Verbrechen zu reflektieren. Avnon verwendet seine Bilder, um „etwas Inneres einzufangen, das in meiner Seele existiert“.
»Der Film betreibt die Sisyphusarbeit einer Verortung zwischen Philo- und Antisemiten, Bemühten und Gleichgültigen, Erinnerern und Ausblendern. Kein Bild, kein Satz, der nicht mannigfaltige Assoziationen auslöste.« (Christoph Terhechte in dok-leipzig.de)
Israel 2021 · R, Db & K: Offer Avnon · dt./hebrä./engl./poln.OmU · 95′
Pfingst-Mo 20. Mai 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
America
Dreiecksgeschichte zwischen Swimmingpool und Mittelmeer, Leben und Tod
In seinem zweiten Spielfilm feiert Ofir Raul Graizer das Kino der 1960er und 1970er Jahre. America ist eine gefühlvolle Dreiecksgeschichte voller Farben und Düfte – zwischen Swimmingpool und Mittelmeer, Leben und Tod. Eli arbeitet als Schwimmtrainer in Chicago. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht, reist er widerwillig zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder nach Israel. Obwohl er eigentlich mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat, nimmt er Kontakt zu Yotam auf, einem Freund aus Kindertagen, der in Tel Aviv mit seiner Verlobten einen Blumenladen betreibt. Die Wiederbelebung der alten Freundschaft setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die dem Leben jedes Einzelnen eine andere Richtung geben.
„Eine romanhafte Erkundung von Pflicht und Kameradschaft, die ebenso lebendig und farbenfroh wie menschlich ist“ DER FILM VEDICT
„Hell, zerbrechlich, visuell schillernd und unerwartet beschwingt, mit aufrichtigem Gefühl bis zum Schluss… Noch nie hat ein Film so viel Poesie in ein einziges zerkleinertes Salbeiblatt projiziert.“ VARIETY
„Das seltene Beispiel einer romantischen Dreiecksbeziehung, in der echte, tiefe Zuneigung in alle Richtungen fließt … Graizer und Co. schaffen es, dem Stoff frisches Leben einzuhauchen“ SCREEN DAILY
„Es gibt mehr als nur einen Hauch von Almodóvar in dieser Geschichte eines wortkargen Haufens, der seinen Ausdruck in Primärfarben findet, obwohl Graizers kompositorisches Auge und seine Autorenstimme ganz für sich allein stehen“ DIE SCHRIFT
Deutschland/Israel/Tschechische Republik 2022 · R: Ofir Raul Graizer · Db: Ofir Raul Graizer · K: Omri Aloni • Mit Oshrat Ingedashet, Michael Moshonov, Ofri Biterman u.a. · ab 12 J. · hebr.OmU · 127′
So 24. März 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Miss Holocaust Survivor
Ein Schönheitswettbewerb für Frauen, die den Holocaust überlebt haben
Sie tragen ihre schönsten Kleider. Schmuck und Makeup zieren gealterte Gesichter und zerbrechliche Körper. Die Frauen beim eigenartigsten Schönheitswettbewerb der Welt haben eines gemeinsam: Sie sind die letzte Generation der Holocaustüberlebenden. Diese Frauen sind der schlimmsten Hölle des 20. Jahrhunderts entkommen. Sie wurden ihrer Kindheit, ihrer Körper, ihrer Femininität und Freiheit beraubt. Trotzdem wurden sie Mütter, Großmütter, manche Urgroßmütter. Jetzt stehen sie dem Unvermeidlichen gegenüber: dem altersbedingten Verfall des eigenen Körpers. Die meisten teilen sich ein Zuhause: Das Altenheim für Holocaust-Überlebende in Haifa. Ein Viertel aller Holocaustüberlebenden in Israel lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Für die Jury kommt es fast nur auf innere Schönheit an. Dieser Film erzählt nicht nur von einzigartigen Holocaustüberlebenden, sondern von der Schönheit, die Frauen in fortschreitendem Alter innewohnt. „It’s about the one who celebrates life the most”, sagt Shimon, der Gründer des Altenheims. Werden sie es schaffen, ihre Rivalitäten und Traumata für einen Abend in etwas Positives zu verwandeln? Werden sie sich, wenn auch nur für einen Moment, schön fühlen – innerlich und äußerlich?
Deutschland 2022 · R: Radek Wegrzyn · K: Matthias Bolliger, Ciril Tscheligi • Mit Rita Kasimow-Brown, Tova Ringer, Madeleine Schwartz, Heli Ben David, Shimon Sabag u.a. · engl./hebräi.OmU · 90′
So 28. Januar 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Ehe im Schatten
DDR-Drama über die Verfolgung in der Nazi-Zeit
DDR 1947 · R: Kurt Maetzig · Db: Kurt Maetzig · K: Friedl Behn-Grund, Eugen Klagemann • Mit Paul Klinger, Ilse Steppat, Alfred Balthoff, Claus Holm u.a. · ab 12 J. · 98′
So 26. November 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Kinder der Hoffnung
Ein Blick in das aktuelle Israel
32 Kinder einer israelischen Schulklasse posieren 1988 für ein Foto. Als sich ihre Wege trennen, sind sie voller Hoffnung auf Frieden. In Super-8-Aufnahmen aus der Kindheit und pointierten Kurzporträts ihrer damaligen Mitschüler*innen überdenkt die in Berlin lebende Filmemacherin Yael Reuveny ihr eigenes Selbstverständnis und das ihrer Generation. Warum gibt es keinen Frieden mit den Palästinensern? Ist nur eine der vielen Fragen die sie sich und ihrer Generation stellt. Sie stößt auf unbequeme Antworten, dass selbst die 3. Generation nach der Shoah noch zutiefst von den gesellschaftlichen Reaktionen auf die Shoah geprägt ist. Die Generation von Israelis die Reuveny in ihrem Film porträtiert sind keine Kinder der Hoffnung, sie sind Kinder der Angst, die das Überleben des Staates Israel durch eine allgemeine Wehrpflicht und möglichst große Familien sichern sollen. Das ist das Dogma mit dem sie aufgewachsen sind. Sie sind nicht frei. Nur wer frei ist, oder sich wie der am 4. November 1995 ermordete israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin von seinen eigenen Dogmen befreit, kann Frieden schließen.
Deutschland/Israel 2020 · R & Konzept: Yael Reuveny · K: Andreas Köhler · ab 0 J. · hebrä.OmU · 84′
So 24. September 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Uri Avnery: Warrior Of Peace
Regisseur Yair Lev zeigt das Porträt eines unbeugsamen, starken, aber auch schwierigen Menschen
Israel 2002 · R & Db: Yair Lev · K: Philippe Bellaiche · hebrä.OmeU · 75′
So 27. August 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Yair Lev
Regie, Drehbuch
Geboren 1959 in Tel Aviv, Israel
Filmografie
- Der Mann, der zweimal starb (2018)
- The Longing Of Maya Gordon (2017)
- Hugo 2 (2008)
- Hanadon: Uri Avnery (2002)
- Hugo (1989)
Displaced
Sharon Ryba-Kahn rekonstruiert ihre eigene Familiengeschichte und setzt sich mit ihrer Beziehung zu Deutschland auseinander
»Sharon Ryba-Kahn artikuliert in diesem Film das, was sie lange nur gedacht- und gefühlt hat. Gleichzeitig bezieht sie ihre deutschen nicht-jüdischen Freunde in die Gespräche mit ein und stellt fest, dass der Wunsch danach, die Vergangenheit ruhen zu lassen, vor allem das Privileg der Täter*innengesellschaft ist.« (Jüdisches Filmfestival Berlin | Brandenburg)
»Ich wollte mich in DISPLACED meiner Beziehung zu Deutschland stellen und die Familiengeschichte meines Vaters gab mir einen Rahmen dafür. Der Film wurde für mich eine Chance in die Tiefe zu gucken. Ich wusste immer schon, dass die Kluft zwischen dem jüdischen Diskurs und dem nicht-jüdischen Diskurs enorm ist.« (Sharon Ryba-Kahn)
Deutschland 2020 · R & Db: Sharon Ryba-Kahn · K: Omri Aloni · dt./engl./hebrä.OmU · 90′
Mi 25. Juni 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Sharon Ryba-Kahn
Die französisch-israelische Regisseurin wurde 1983 in München geboren. Sharon verbrachte ihre ersten 14 Jahre in München, bevor sie 1997 nach Jerusalem zog. Im Jahr 2001 zog sie nach Paris, um Schauspiel zu studieren. Ihr Theaterstudium setzte sie in New York unter der Leitung von Mike Nichols fort. Nachdem sie in verschiedenen Theaterproduktionen Regie führte und auch selbst mitspielte, setzte sie ihre Ausbildung an der NYFA fort und studierte Filmproduktion. Im Jahr 2007 zog sie nach Berlin und begann, als freiberufliche Mitarbeiterin in der Filmindustrie als Casting Director, A.D. und Synchronsprecherin zu arbeiten. Ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm RECOGNITION erschien 2015 und wurde weltweit auf über 20 Filmfestivals gezeigt. Sharon studierte an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF den MA-Studiengang für Dokumentarfilmregie. Während ihres Masterstudiengangs realisierte Sharon drei Kurzfilme und ihren Abschlussfilm DISPLACED der von der Produktionsfirma TONDOWSKI FILMS produziert wurde. Der Film feierte beim DOK.fest München (online) erfolgreich seine Weltpremiere. DISPLACED wurde zudem in der Kategorie Dokumentarfilm für den First Steps Award nominiert und kam in 2021 in die deutschen Kinos. Zurzeit arbeitet Sharon an einer künstlerisch-wissenschaftlichen Dissertation an der Filmuniversität Babelsberg und ist ELES Research Fellow (Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk). Zu dem arbeitet sie an ihrem abendfüllenden Dokumentarfilm LOVE TILL 120, eine israelisch-deutsche Koproduktion, wofür sie ein Stipendium der Stiftung „Zurückgeben“ erhielt.
Der Mann, der zweimal starb
Ein jüdischer Krimi in den Alpen
YOU ONLY DIE TWICE · Israel, Österreich, Deutschland 2018 · R: Yair Lev · Db: Yair Lev, David Deri · K: David Deri · 91′
So 28. Mai 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Yair Lev
Regie, Drehbuch
Geboren 1959 in Tel Aviv, Israel
Filmografie
- Der Mann, der zweimal starb (2018)
- The Longing Of Maya Gordon (2017)
- Hugo 2 (2008)
- Hanadon: Uri Avnery (2002)
- Hugo (1989)
Der Fall Sarah & Saleem
Liebe in Zeiten der Cholera
(Regisseur Muayad Alayan)
THE REPORTS ON SARAH AND SALEEM Palästina/Deutschland/Niederlande 2018 · R: Muayad Alayan · Db: Rami Alayan · K: Sebastian Bock • Mit Maisa Abd Elhadi, Adeeb Safadi, Sivane Kretchner, Ishai Golan u.a. · ab 12 J. · engl./hebrä./arab.OmU · 127′
So 23. April 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Muayad Alayan
ist ein palästinensischer Filmemacher, er lebt in Jerusalem. Die Premiere seines Langfilmdebüts Love, Theft and Other Entanglements feierte er 2015 auf der Berlinale in der Sektion Panorama. Der Film gewann in der Folge zwei ‚Best Arab Narrative Film‘ Preise. Darüber hinaus war er für diverse Filmpreise auf der Berlinale und Filmfestivals in Seattle und Taipei nominiert. Der Film wird in mehr als 20 Ländern vertrieben.
Alayan ist Mitbegründer der Produktionsfirma PalCine Productions, die insbesondere mit Film-Kollektiven und audiovisuellen Künstlern aus Jerusalem und Bethlehem kollaboriert. Des Weiteren ist er Gründer der Palestine Film Meetings, der ersten Initiative dieser Art in Palästina.
Filmografie:
– 2019: A House in Jerusalem
– 2018: Der Fall Sarah & Saleem – Spielfilm (Regisseur, Produzent)
– 2015: Love, Theft and Other Entanglements – Spielfilm (Regisseur, Produzent, Autor, Kamera)
– 2012: Private Sun – Kurzfilm (Produzent, Kamera)
– 2011: Sacred Stones – Dokumentarfilm (Regisseur, Produzent, Autor, Kamera)
– 2010: Mute – Kurzfilm (Regisseur, Produzent, Autor, Kamera)
– 2009: Lesh Sabreen? – Kurzfilm (Regisseur, Produzent, Autor, Kamera)
Frau Stern
Liebevoll und leichtfüßig, tieftraurig und berührend, weise und ehrlich
Deutschland 2019 · R: Anatol Schuster · Db: Anatol Schuster · K: Adrian Campean • Mit Ahuva Sommerfeld, Kara Schröder, Pit Bukowski, Robert Schupp u.a. · ab 12 J. · 82′
So 26. März 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Anatol Schuster
Regie, Drehbuch, Schnitt, Sonstiges, Produzent
wurde 1985 in Darmstadt geboren. Er hat Literatur und Philosophie in Regensburg und Avignon studiert. Während seines Regie-Studiums an der HFF München hat er mehrere experimentelle Kurzfilme realisiert und bei Edgar Reitz als Regieassistent gearbeitet.
Sein Kurzfilm EIN IDEALER ORT erhielt auf der Berlinale 2015 in der Sektion Perspektive Deutsches Kino den Preis „Dialogue en perspective“.
Sein Abschlussfilm und Spielfilmdebüt LUFT wurde mehrfach ausgezeichnet.
2017 erhielt er das Wim Wenders Stipendium für seinen geplanten zweiten Kinofilm STILLE.
2019 ENTSCHULDIGE (Kurzfilm)
2023 CHAOS UND STILLE
Das Zelig
„Jeder, der heute einem Zeitzeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden“ Elie Wiesel
Im Café Zelig treffen sich jede Woche letzte, aus allen Teilen Europas stammende und meist hochbetagte Holocaust-Überlebende aus dem Münchner Raum, aber auch deren Kinder zum gemeinsamen Miteinander. Viele tragen eine traurige, dramatische, oft traumatische Familiengeschichte in sich. Doch das Café Zelig ist kein bedrückender Ort, er ist lebendig und nicht selten von Fröhlichkeit geprägt. Das Wort „Zelig“ geht auf das jiddische Wort für „gesegnet“ zurück, spielt aber auch auf Gefühle von Heimat, Zugehörigkeit und Leichtigkeit an. Im Café Zelig wird viel gelacht, gefeiert, politisch gestritten und auch getrauert. Der Film nähert sich seinen Protagonisten auf sensible Weise und lässt erahnen, wie schwer es für die Überlebenden war, wieder ins Leben zu finden — in Deutschland, im Land der Täter, in dem sie dennoch Wurzeln schlugen. Wir begegnen ihnen in ihrem privaten Umfeld und begleiten einige auf eine Reise in die Vergangenheit, an ihre Geburtsorte in Polen. Es ist eine Reise voll schmerzhafter, von Verlust und Gewalt gezeichneter Erinnerungen. Trotzdem ist „Das Zelig“ kein „schwerer“ Film, dafür sorgen die Porträtierten mit ihrer Lebenskraft, ihrem Humor und ihrer Schlagfertigkeit.
Deutschland 2020 · R & Db: Tanja Cummings · K: Marek Iwicki • Mit Natan Grossmann, Ron Oded Eiger, Henry Rotmensch, Salo Wolf, Heinrich Chaim Bukszpan, Brigitte Bukszpan, Theresia und Gideon Rosendahl, Benjamin Rosendahl u.a. · 100′
Mi 26. Februar 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Statement der Regisseurin
Die Idee, einen Film über das „Café Zelig“ – den Begegnungsraum für Münchner Shoah-Überlebende zu machen, entstand im April 2017, als mein früherer Dokumentarfilm „Linie 41“ (http://www.linie41-film.net/) von der Israelitischen Kultusgemeinde München zum einjährigen Jubiläum des Cafés vorgeführt wurde. Genauer gesagt war es die Idee des Initiators des Café Zelig und Psychoanalytikers, Dr. Joram Ronel, der mich dazu ermunterte, öfter mal in München und im Zelig vorbeizuschauen. Einen der Gäste, den heute 92-Jährigen Natan Grossmann, kannte ich bereits seit einigen Jahren, war er doch der Hauptprotagonist von „Linie 41“, mein Dokumentarfilm über das Lodzer Ghetto, der die Geschichte und Psychologie im komplexen Dreieck von Tätern, Zuschauenden („bystanders“) und Opfern der Shoah beleuchtet.
Bei mehreren Besuchen im Café in den Jahren 2017 und 2018 bestand die Herausforderung darin herauszufinden, was und wie wir über dieses besondere Café erzählen würden. Ebenso schwierig war die Frage, wer unsere Protagonisten sein würden, von denen einige schon ein sehr hohes Alter erreicht hatten. Wen würden wir mit Fragen zu sehr belasten?
Auf wen würden wir besonders viel Acht geben müssen, ihn oder sie nicht zufilmen, keine Fragen zu stellen? Wer würde sich verletzt fühlen, nicht befragt zu werden? Welche Dynamik herrscht im Café überhaupt? Gibt es Rivalitäten? Würden wir vieles einfach eher zeigen, als es zu sagen bzw. sagen zu lassen? Und zu bedenken auch: Im Café selbst geht es mitnichten immerzu um das Reden und Aussprechen – von grausamen Erlebnissen, Verlusten und Traumata.Die Besucher können sich sicher sein, eben auch nicht sprechen zu müssen.
Wir beschlossen, diese Fragen offen zu lassen und für unseren Film mehrere Male ins Café zu kommen, die Dinge geschehen zu lassen, und erst im Schnitt die für die Abläufe des Cafés prägnantesten Momente herauszufiltern. Zudem hatten wir die Vorgabe, so unauffällig wie möglich zu arbeiten, das Programm und den Ablauf der Treffen nie zu stören. — Das Café sollte der Knotenpunkt werden, an den wir im Film immer wieder zurückkehren.
Das Momenthafte prägte das Filmen auch außerhalb des Cafés, z. B. bei Treffen in Wohnungen von Protagonisten. Denn nie würden wir die kompletten Bögen von Familiengeschichten, Tragödien und traumatischen Erfahrungen in aller Gänze erfassen und in den Film integrieren können. So beschränkten wir uns beim Filmen wie auch im Schnitt auf Augenblicke und Szenen, die von sich aus eintraten und als solche auf etwas Größeres, Umfassenderes verweisen.
Auch wurde es uns – und einigen Protagonisten, allen voran den hochbetagten Henry Rotmensch und Natan Grossmann – im Verlauf der Dreharbeiten sehr wichtig, an Orte in Polen zurückzukehren, vielleicht ein letztes Mal in ihrem Leben. So besuchten wir Łódź, Będzin, Sosnowiec, Izbica Kujawska, Zgierz und Chełmno/Kulmhof.
Bei diesen „Exkursionen“ ging es uns darum zu sehen und besser zu verstehen,woher einige der Zeligs stammen, welche „Lebensreisen“ sie hinter sich haben, welche Katastrophen sie und Angehörige heimgesucht haben, welche Grausamkeiten sie durch die Deutschen erlitten und welche Entwurzelung sie durchgemacht haben. Dadurch stand fast unausgesprochen die Frage im Raum, wie es sich ergab, dass sie sich nach dem Krieg ein Leben in Deutschland aufbauten, im Land der Täter.
Über Kinder und Enkel von Shoah-Überlebenden wird ein Schlaglicht auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft und den Umgang mit Überlebenden und ihren Nachkommen in der Nachkriegszeit bis in die heutige Zeit geworfen.
Die Täter und „bystanders“, die NS-Herrschaft, bleiben im Hintergrund, als Kulisse mit den heutigen Passanten Münchens, ehemals „Hauptstadt der Bewegung“. Unser Film konzentriert sich ganz auf die Besucher des Café Zelig, die historisch Opfer sind, zeigt diese aber nicht als vom Schicksal Gebrochene, sondern als starke, am Leben hängende, lebenslustige Menschen.
Schocken – Ein deutsches Leben
Dokumentarfilm über den jüdischen Unternehmer und Verleger Salman Schocken
Der jüdische Unternehmer Salman Schocken gründet in Zwickau 1904 eine Kaufhauskette mit einer bahnbrechenden Geschäftsidee: Er will den Lebensstil der „kleinen Leute“ mit modernem Design revolutionieren – und verbindet modernes Management mit sozialen Leistungen für seine Angestellten. Bald gehören 22 Kaufhäuser und 6.000 Mitarbeiter*innen zu Schockens Imperium. Den Erfolg nutzt er, um einer humanistischen Vision zu folgen, die die Kultur in den Mittelpunkt stellt – und jüdischen Menschen eine kulturelle Heimat gibt. Er wird zum profilierten Literaturkenner und Buchsammler, gründet das „Schocken-Institut zur Erforschung der hebräischen Poesie“ und den Schocken Verlag, in dem u.a. das Werk Franz Kafkas erscheint. Als Mäzen fördert er zahlreiche jüdische Schriftsteller und Gelehrte. Die Nazis entreissen ihm erst seine Warenhäuser, dann den Verlag. Er wandert nach Israel aus und kauft dort die liberale Tageszeitung Haaretz.
Deutschland/Israel 2021 · R & Db: Noemi Schory · K: Uriel Sinai, Itay Vinograd · ab 6 J. · engl.OmU · 82′
So 22. Januar 2023 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Eine Frau
Filmisches Essay über Emigration und Erinnerung
Dies ist die Geschichte von Marie-Louise Chatelaine, von der Kindheit über die Heirat bis hin zur Emigration: eine Saga des zwanzigsten Jahrhunderts, die uns vom Burgund ins Elsass, vom Elsass nach Deutschland, Holland und schließlich nach Argentinien führt. Was bedeutet es für eine Frau, ihre Eltern zu verlieren und eine eigene Familie zu gründen, um dann allein zu bleiben? Was bedeutet es, von Land zu Land, von Sprache zu Sprache zu ziehen?
»Entstanden ist dabei ein zutiefst emotionaler und berührender Film in Form eines dokumentarischen Essays. Die Autorin findet hier ihre eigene ästhetische Form des Erinnerns, die auch von Brüchen und Inkohärenzen durchzogen ist und Raum für eigene Imaginationen lässt. Der Film verbindet persönliche Biographie mit Zeitgeschichte. Die Geschichte dieser Frau, ihre Erfahrungen auf der Flucht und im Exil stehen somit stellvertretend für die Geschichten vieler Frauen jener Epoche.« (Jüdisches Filmfestival Berlin | Brandenburg)
So 27. November 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Minjan
Der russischstämmige David entdeckt die Liebe und die Vergänglichkeit des Lebe
David stammt aus einer russischen Einwandererfamilie und nimmt als guter Sohn regelmäßig an den Gottesdiensten seiner jüdischen Gemeinde teil, um das Quorum zu erreichen. Doch als Junge, der auf andere Jungs steht, fühlt er sich von den strengen Regeln seiner Community mehr und mehr eingeengt. Ausgerechnet die Nachbarn seines Großvaters, ein älteres schwules Paar, lassen ihn die Möglichkeiten von homosexueller Liebe erahnen – aber auch die plötzliche Vergänglichkeit allen Lebens. David beginnt, sein Begehren in den Bars und Clubs des East Village zu erkunden.
In seinem vielschichtigen Regiedebüt erzählt Eric Steel von einem sexuellen Erwachen, vom Bruch mit tradierten Werten und einem Glaubenskonflikt inmitten eines noch nicht gentrifizierten New Yorks, das gleichwohl bereits unter dem verheerenden Eindruck von HIV/Aids steht.
Eric Steel: »Es gibt eine bestimmte Art, wie sich Fremde durch fremde Orte bewegen. Immigranten, Juden, Homosexuelle – um zu überleben, haben sie gelernt, scharf zu beobachten, zuzuhören statt zu reden, stets auf der Hut vor Bedrohungen zu sein. Sie tragen Geschichte auf ihren Schultern und begnügen sich mit weniger für eine aussichtsvolle Zukunft. Das ist die DNA und der Ethos von „Minjan“ – und zugleich die Art, wie ich mich selbst durch mein Leben bewegt habe. Herauszufinden wer ich war, war mit Schmerz und mit sexueller Erkundung verbunden. Jeder Einzelne aus meinem ersten schwulen Freundeskreis war tot, ehe die 1990er Jahre anfingen – jeder außer mir. Ich wusste nie wirklich, was Schatten und was Licht war. Ich fand Trost und war fasziniert von den Geschichten, die mir meine Großeltern erzählten, von ihrer Geheimniskrämerei und ihrem jiddisches Flüstern… und ich fand Antworten, eine Art Zuhause in Büchern. Mich ziehen die Ecken und Kanten von Dingen an, Momente in einer besonderen Balance und Spannung – wie hier zwischen Angst und Freiheit, zwischen Sichtbarkeit und Verborgenheit, zwischen der Frische und Unerfahrenheit der Jugend und dem Ernst des Alters. Inspiriert hat mich eine Zeile von James Baldwin, die ich in ein altes Notizbuch geschrieben habe, als ich auf der Highschool war, und die nun in „Minjan“ eine zentrale Rolle spielt: „Geh dahin zurück, wo Du hergekommen bist, oder so weit zurück, wie Du kannst, begutachte alles, trete Deine Reise erneut an und sei ehrlich dabei. Singe und rufe es hinaus, verkünde es oder behalte es für Dich selbst; aber wisse, woher Du gekommen bist.«
USA 2020 · R: Eric Steel · Db: Eric Steel, Daniel Pearle · K: Ole Bratt Birkeland • Mit Samuel H. Levine, Ron Rifkin, Christopher McCann,Mark Margolis u.a. · ab 16 J. · OmU · 118′
So 23. Oktober 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Eric Steel (Buch & Regie & Produktion), Jahrgang 1964, studierte Kunstgeschichte in Yale und arbeitete als Verleger bei Simon & Schuster und Harper Collins. Als Autor schrieb er u.a. für das New York Times Magazine. Seine Filmkarriere begann er bei Walt Disney Pictures in Kalifornien im Jahr 1985. Später arbeitete er für Cinecom in New York. Bei Scott Rudin Productions entwickelte er u.a. Martin Scorseses „Bringing Out the Dead“ (1999) und Alan Parkers „Die Asche meine Mutter“ (1999). Zudem entwickelte und produzierte er Nora Ephrons „Julie & Julia“ (2009). Steel führte Regie bei zwei von der Kritik hochgelobten Dokumentarfilmen: „The Bridge“ (2006) über die Suizide auf der Golden Gate Bridge in San Francisco und „Kiss the Water“ (2013). „Minjan“ ist Steels Spielfilmdebüt. Er lebt in New York.
Filmografie (als Regisseur):
2006 The Bridge (Dok.) · 2013 „Kiss the Water“ (Dok.) · 2020 Minjan
Die jungen Kadyas
Verständigung und Begegnung durch Chormusik



Yvonne Andrä (Buch & Regie, Idee, Produktion), Jahrgang 1969, wuchs in Weimar auf, konnte in der DDR nicht studieren und lernte Erzieherin. 1989 flüchtete sie kurz vor der Wende in den Westen, 1999 endlich Studium der Medienkultur an der Baushaus Universität Weimar.
Auszug Filmografie (als Regisseurin): 2003 Yiddishe Nekht, Yiddishe Teg (Kurzfilm) · 2005 Ettersburg – Dahin soll meine Brieftraube flieben · 2011 The Other Europeans in: Der zerbrochene Klang
Wolfgang Andrä (Regie & Schnitt, Produktion), Jahrgang 1976, wuchs in West-Berlin auf und arbeitete von klein an an der Seite seines Vaters als Fleischer. 2000 schloß er eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker ab. Anschließend Studium an der Baushaus Universität Weimar.
Auszug Filmografie (als Regisseur): 2004 WILLENBROCK – Lebenszeit Filmdreh (Kurzfilm) · 2012 Pauls Schulweg (Dok.) · 2019 Heimsuchung (Spielfilm)
Der Dolmetscher
Nachdenklich-unterhaltsames Roadmovie über zwei Seelenverwandte
„Sind sie Brüder? Zwillinge! Sie sehen sich nicht ähnlich. Wir haben nicht die gleiche Mutter.“ Den slowakischen Juden Ali Ungár, Nachfahre von Opfern der NS-Gräuel und den Österreicher Georg Graubner, Sohn eines Täters hat der nationalsozialistische Terror zu Schicksalsbrüdern gemacht. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Zeugen und reisen so in die Vergangenheit. Dabei kommt zur Sprache, was sie schon ihr ganzes Leben belastet, sie aber bisher vor Niemandem aussprechen konnten.
DER DOLMETSCHER stellt ein bemerkenswertes Gipfeltreffen europäischer Filmschaffender dar. Regisseur Martin Šulík ist der bekannteste Slowakische Regisseur, Jiří Menzel hat als Regisseur für Tschechien (damals noch Tschechoslowakei) schon einen Oscar gewonnen. Und der Österreicher Peter Simonischek wurde für seine Leistung in Tony Erdmann mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnet.
So 28. August 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Exil Shanghai
Sechs Lebensläufe deutscher, österreichischer und russischer Juden, die sich im gemeinsamen Fluchtpunkt Shanghai kreuzen
Aus Erzählungen, Fotos, Dokumenten und neuen Bildern aus der größten und widersprüchlichsten Metropole des Fernen Ostens wird ein Ganzes, in dem das historische Exil aktuelle Brisanz gewinnt. Langsam und vorsichtig nähert sich der Film der Stadt wie ein Reisender vom Meer, betrachtet den Hafen, bleibt an europäisch anmutenden Fassaden hängen, lange Einstellungen von Märkten, Stadtverkehr; einer Suppenküche. Er berichtet von einer gegenwärtigen Abwesenheit, die zarte Spuren hinterlassen hat – die der Juden in Shanghai. Fragment einer Stadtgeschichte, über die sich sowohl die chinesische Geschichtsschreibung als auch die der Diaspora bislang ausgeschwiegen haben.
Ottinger lässt sie wiedererstehen, indem sie Menschen reden lässt, ihnen viel Zeit für die persönliche und allgemeine Geschichte gibt. Drei Wellen jüdischer Zuwanderung hat Shanghai erlebt: eine kaufmännische im 19. Jahrhundert durch die Sephardim und zwei der Flucht vor osteuropäischen Pogromen und dem deutschen Völkermord. Heute sind sie erneut vertrieben; manche schon durch die japanische Okkupation in den vierziger Jahren, die restlichen durch die chinesische Rückeroberung in den Fünfzigern.
So 26. Juni 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Herr Zwilling und Frau Zuckermann
Beide verbindet neben ihrer Freundschaft nicht zuletzt die deutsche Sprache
Czernowitz im Westen der Ukraine war einst Zentrum jüdischer Kultur in der Bukowina, einer Grenzlandschaft, die über die Jahrhunderte vom Vielvölkergemisch geprägt war. Die jüdische Bevölkerung machte zeitweilig die Hälfte der Einwohnerschaft aus, es überlebten nur wenige die von Deutschen und Rumänen 1941 verordnete Deportation in die Lager Transnistriens.
Im Mittelpunkt von Volker Koepps Film aus dem Jahr 1999 stehen Herr Zwilling und Frau Zuckermann, die zu den letzten noch im alten Czernowitz geborenen Juden gehörten. Beide verbindet neben ihrer Freundschaft nicht zuletzt die deutsche Sprache. Täglich besucht Herr Zwilling in den Abendstunden die 90-jährige Frau Zuckermann. Man spricht über frühere Zeiten, das gemeinsam Erlebte, über Politik und Literatur und die alltäglichen Sorgen. In den Lebensgeschichten dieser beiden Menschen steckt das Elend des 20. Jahrhunderts. Mit ihren Erinnerungen verknüpft der Film Episoden aus dem jüdischen Leben im Czernowitz aus den späten 1990er Jahren, als die Stadt nach dem Ende der Sowjetunion erstmals wieder ins europäische Bewusstsein trat.
Angesichts des wieder zunehmenden Antisemitismus und aus Anlass der Invasion Russland in die Ukraine hat Koepps filmisches Meisterwerk auch 20 Jahre nach seiner Uraufführung nichts von seiner Aussagekraft und Gültigkeit verloren. Auch das Leben der Menschen in der Region ist mit den politischen Auseinandersetzungen, mit der Annexion der Krim und dem fortdauernden Krieg in der Ost-Ukraine schwierig geblieben.
Anlässlich des 75. Geburtstags von Volker Koepp brachte der Verleih im Mai 2019 eine restaurierte Fassung in die Kinos.
So 22. Mai 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Fragen Sie Dr. Ruth
Doku über die deutsch-US-amerikanische Soziologin, Sexualtherapeutin und Sachbuchautorin
Mit ihren unverblümten, zur damaligen Zeit in den USA höchst provozierenden Ratschlägen rund um das Thema Sex wurde die 1928 in Deutschland geborene Ruth Siegel, später Westheimer, international bekannt.
Die Jüdin überlebte den Holocaust, u.a. ihre Eltern nicht. Später studierte sie unter anderem in Paris und New York Psychologie und Soziologie. In den USA wurde sie als Therapeutin bekannt, die immer klar Position bezog. So trat sie in der Aids-Debatte homophoben Argumenten vehement entgegen und beflügelte mit ihren unverblümten Äußerungen die Gender-Debatte. So wurde sie u.a. Ikone der queeren Bewegung. Für „Dr. Ruth“ gab es kein Thema, das sie nicht mit viel Sachwissen, Einfühlungsvermögen und Respekt behandelte.
Regisseur Ryan White gibt Ruth Westheimer Raum, ihr bewegtes und bewegendes Leben auszubreiten. Ruhestand gäbe es für sie nicht, sagt die als orthodoxe deutsche Jüdin während des Zweiten Weltkriegs aufgewachsene Frau. Sie erzählt von der Zeit als Untergrundkämpferin in Palästina oder von ihren drei Ehen und von ihrem bis heute währenden Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus: Sie hält Vorträge, unterrichtet, schreibt. Kurz vor ihrem 92. Geburtstag hat sie so z.B. an den Protesten gegen Rassismus und Polizeibrutalität in New York teilgenommen.
So 24. April 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
So 22. September 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Das Mädchen mit den roten Haaren
Glaubens- und Ideologiekonflikt einer jungen Frau
Benny ist 17 und lebt mit ihrem Vater, einem strenggläubigen Religionsgelehrten, in der jüdischen Gemeinde von Silwan, einem vorwiegend von Palästinensern bewohnten Stadtteil Ost-Jerusalems. Ihr Haar ist so rot wie das Fell des gerade zur Welt gekommenen Kalbs, von dem sich ihr Vater und seine Anhänger die lang ersehnte Erlösung versprechen. Benny soll sich um das Jungtier kümmern – dabei fühlt sie sich im religiösen Dogmatismus ihres Vaters, mit dem sie groß geworden ist, schon seit langem nicht mehr zu Hause.
Als die gleichaltrige Yael in die Gemeinde kommt, um dort ihren Wehrersatzdienst zu leisten, gerät Bennys streng geregeltes Leben gänzlich aus den Fugen: Plötzlich ist da ein körperliches Begehren, das ihren eigenen Glauben in Frage stellt – und noch mehr den des Vaters…
Tsivia Barkai Yacov erzählt in ihrem Langfilmdebüt nuanciert und bildstark vom sexuellen Erwachen eines Mädchens in einer streng religiösen Umgebung, die die Regisseurin trotz aller kritischen Distanz nicht ohne Zuneigung zeichnet.
Kraftvoll und zart zugleich spielt Hauptdarstellerin Avigayil Koevary Benny als ein Mädchen, das nicht nur einen Familien- sondern auch einen Glaubens- und Ideologiekonflikt überwinden muss, um zu sich selbst zu finden.
Auf dem Jerusalem Film Festival wurde „Das Mädchen mit den roten Haaren“ für seine filmische Ausdruckskraft gefeiert und mit gleich drei Preisen ausgezeichnet.
So 27. März 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

The Cakemaker
Ein stiller, sensibler Film über eine deutsch-israelische Liebe jenseits der Geschlechtergrenzen
Thomas, ein Konditor aus Berlin, hat eine Affäre mit Oren, einem verheirateten Mann aus Israel. Das Verhältnis endet jäh, als Oren tödlich verunglückt. Tief bestürzt reist Thomas nach Israel zu Orens Frau Anat und dem gemeinsamen Sohn und gewinnt nach und nach ihr Vertrauen. Schließlich steigt er in das koschere Café der Familie ein und hat mit seinen deutschen Kuchen großen Erfolg. Doch je tiefer Thomas in Orens ehemaliges Leben eintaucht, desto größer wird die Lüge, die zwischen ihm und Anat steht.
Der Regisseur Ofir Raul Graizer (geboren 1981) wuchs in Israel auf, wo er die Filmschule im Sapir College in Sderot abschloss und einige Kurzfilme drehte. Heute pendelt er zwischen Berlin, der Uckermark und Jerusalem. Neben dem Kino gilt seine Leidenschaft dem Kochen wovon sein Kochbuch „Ofirs Küche – Israelisch-palästinensische Familienrezepte“. Seine immer ausgebuchten Kochkurse bei Goldhahn und Sampson in Berlin gehören zu den Kochereignissen der Hauptstadt.
So 27. Februar 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Der letzte Mentsch
Roadmovie in die Vergangenheit und Zukunft
Marcus (Mario Adorf) ist ein Überlebender von Theresienstadt und Auschwitz. Seine Überlebensstrategie nach dem Krieg war das Vergessen. Doch nun holt ihn die Vergangenheit ein und er möchte als Jude bei den Seinen beerdigt werden. Zu seiner Überraschung muss er aber erst einmal beweisen, dass er überhaupt Jude ist. Er braucht Dokumente oder Zeugenaussagen. Um die zu beschaffen, lässt sich Marcus von der jungen Deutschtürkin Gül nach Ungarn fahren, das Land seiner Kindheit. Auf dieser Reise voller tragischer und komischer Erlebnisse lernen Gül und Marcus einander, aber auch sich selber, besser kennen. Schließlich trifft Marcus in seinem Geburtsort Vác auf jemanden, der scheinbar schon lange auf ihn gewartet hat.
So 16. Januar 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Jüdisch leben heute – Aus dem Gemeindeleben in Münster
Ein Dokumentarfilm in Episoden
Fotos © WWU | FilmLAB
Wie kochen, beten und feiern eigentlich jüdische Mitbürger*innen in der Gemeinde in Münster? Wie gestalten sie das Gemeindeleben und welche Schwierigkeiten begegnen ihnen bei der Auslebung ihres Glaubens? Durch die 2-jährige Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Münster und dem Servicepunkt Film der Universität Münster konnte ein Film entstehen, der aus dem Alltag der Gemeinde erzählt. Viele Mitglieder haben über ihr Engagement für die Gemeinde gesprochen, und darüber wie sie ihr Judentum leben. Die sieben Episoden geben Einblick in die Jugendarbeit und den Religionsunterricht, zeigen Riten und gelebte jüdische Tradition. Sie erzählen von der Geschichte der Gemeinde und ihrer Entwicklung nach 1945, von Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinschaft und davon wie die Gemeinde sich organisiert.
So 28. November 2022 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Crescendo – #MakeMusicNotWar
Ein engagierter Musikfilm mit einer wahrhaft starken Botschaft
Im Rahmen von Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina soll in Südtirol unter Leitung des Dirigenten Eduard Storck (Peter Simonischek) ein Konzert eines Jugendorchesters junger Palästinenser und Israelis unter massiven Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Die Jugendlichen wollen die Friedensbemühungen, die in ihrem Mikrokosmos bereits gefruchtet haben, nicht aufgeben und sehen im Zueinanderfinden und Musizieren einen Weg zur Überbrückung von Hass, Intoleranz und Terror. Hat die Musik die Kraft, Brücken zwischen Religionen und Nationalitäten zu bauen? Einfühlsam schildert das engagierte Musikdrama die Schwierigkeiten, friedlich miteinander umzugehen. »Wenn man sich nicht gegenseitig als Person wahrnimmt, kann man auch nicht zusammen Musik machen«.
So 24. Oktober 2021 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Der letzte der Ungerechten
Zum 90. Geburtstag von Claude Lanzmann
Für „Shoah“ filmte Claude Lanzmann 1975 in Rom mit Benjamin Murmelstein, dem einzigen überlebenden „Judenältesten“ und letzten Vorsitzenden des Judenrats aus dem Ghetto Theresienstadt, verwendete diese Aufnahmen jedoch nie. Jetzt inszenierte Lanzmann die Gespräche über dessen ambivalente Rolle als unfreiwillige Führungskraft mit neuen Aufnahmen aus Wien, Polen, Israel und dem „Vorzeigeghetto“ Theresienstadt. Der Film offenbart die außergewöhnliche Persönlichkeit Murmelsteins. Der großartige Geschichtenerzähler berichtet ironisch, sarkastisch und aufrichtig über drei Epochen hinweg, von Nisko nach Theresienstadt und von Wien nach Rom. »Wie alle Filme Claude Lanzmanns ist DER LETZTE DER UNGERECHTEN ein Dokument des Existentialismus: Er fragt nach Moral in Entscheidungssituationen und rührt an grundlegendsten moralischen Fragen des angemessenen Verhaltens im Angesicht alltäglichen Massenmords.« (SWR2)
So 15. November 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
L'Chaim – Auf das Leben!
»Ein Loblied auf das Leben, trotz allem was geschah. Mit rauem Charme und Komik nah an der Schmerzgrenze – die provoziert und befreit.« (ARD ttt)
Bevor er zum erfolgreichen Geschäftsmann in New York und professionellen Schachspieler in St. Tropez wurde, hatte Chaim Lubelski bereits ein ziemlich wildes Leben geführt. Deutschland, Paris, London und Afghanistan – vom Hippiedasein bis zum Dealer – er hat nichts ausgelassen. Als seine Mutter krank wird und Hilfe benötigt, entscheidet er sich, mit 63 Jahren in Antwerpen mit ihr zusammen zu ziehen. Er opfert sich für sie mit Hingabe auf und sieht es als seine Mission an, ihren Schmerz zu vertreiben, gerade da sie eine Überlebende des Holocausts ist. Das gemeinsame Leben der beiden ist von Zärtlichkeit, liebevollen Sticheleien und Humor geprägt. Mit großer Nähe begleiteten wir ihren Alltag, teilen ihre Gedanken und ihr Lachen.
So 18. Oktober 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Am Ende ein Fest
Was passiert, wenn hochbetagte Freunde sich zu Sterbehelfern berufen fühlen?
Eine Gruppe von Senioren hat sich im Altersheim um den 72-jährigen Yehezkel, einen Tüftler und Erfinder, zusammengeschlossen: Sie wollen Max, einem schwerkranken Freund das Sterben erleichtern. Zusammen mit einem pensionierten Tierarzt, der die Beruhigungsmittel besorgt, und einem ehemaligen Polizisten, der die Beweise verwischen soll, suchen sie nach dem besten Weg, um Max‘ Wunsch zu erfüllen. Da keiner sich tatsächlich dazu überwinden kann, Max zu töten, baut Yehezkel eine Maschine, mit der der Sterbende sich selbst töten kann. Bald schon ist diese Maschine in aller Munde und Menschen aus ganz Jerusalem strömen zu dem Altersheim, um ihre Liebsten von ihren Leiden zu befreien. Anfangs noch zögernd, geben Yehezkel, seine Frau Levana und Dr. Daniel bald dem Andrang der Sterbewilligen nach und die eingeschworene Truppe macht sich auf, um letzte Wünsche zu erfüllen. Währenddessen verschlechtert sich der Zustand von Levana, Yehezkels Frau, die an Alzheimer leidet, und bald muss Yehezkel selbst eine Entscheidung treffen.
»In AM ENDE EIN FEST geht es um Trennung. Um Trennung von jemandem, den man liebt, Trennung von sich selbst – wenn der Geist zu versagen beginnt – und um die Trennung vom Leben und dem Recht zu wählen, wie es endet. AM ENDE EIN FEST ist auch ein Film über Liebe und Freundschaft. In den schwierigsten und doch auch lustigsten Momenten des Lebens finden unsere fünf Hauptfiguren Trost, Kraft und Hoffnung. Die Handlung ist nicht autobiografisch, basiert aber auf den persönlichen Erfahrungen, die wir gesammelt haben, als wir einen uns nahestehenden Menschen gepflegt haben, der am Ende seines Lebens stand.« (Regisseure Sharon Maymon und Tal Granit)
»Angesichts der Schwere der Thematik verblüfft es, wie unterhaltsam AM ENDE EIN FEST geraten ist. Schon die Anfangsszene etabliert dabei den sanft ironischen Tonfall, verbindet auf geschickte Weise das Thema Tod und Sterben mit einem Humor, dessen Schärfe in bester Tradition des sprichwörtlichen „jüdischen Humors“ steht.« (Michael Meyns, programmkino.de)
So20. September 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Der 81. Schlag
Teil des Projekts „Asynchron. Dokumentar- und Experimentalfilme zum Holocaust aus der Sammlung des Arsenal – Institut für Film und Videokunst“
»Mit 80 Schlägen wurde ein Junge im Ghetto von Przemysl fast zu Tode geprügelt. Dass man ihm dies später nicht glaubte, war für ihn wie ein 81. Schlag. Der Titel ist mit Bedacht gewählt, tritt der Film doch eine Art Beweisführung an. Ausschließlich aus historischen Film- und Fotoaufnahmen kompiliert, erzählt er vom jüdischen Leben in Europa, vom Aufkommen des Nationalsozialismus, von jubelnden deutschen Massen, von Pogromen, Deportation und Vernichtung und schließlich von kleinen Akten des Widerstands und dem Aufstand im Warschauer Ghetto. Die Tonspur bilden Aussagen aus dem Eichmann-Prozess und eine eigens für den Film komponierte Musik. Sind die Film- und Fotoaufnahmen zunächst historische Quellen, so werden sie hier auf eine Weise mit Text und Musik zu einem großen Gesang verwoben, die sich auch als Überführung des Dokuments in ein Monument beschreiben lässt.« (Berlinale Katalog)
So 21. Juni 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Café Ta'amon – King George Street, Jerusalem
»Hier gingen Aktivisten, Politiker, Künstler und Literaten ein und aus. Ihr Thema: Israel. Ein Dokument der Zeitgeschichte.« (DOKfest München)
Im Jahre 1938 in Jerusalem von deutsch-jüdischen Emigranten eröffnet, ist das Café Ta’amon zehn Jahre älter als der Staat Israel. Die Knesset, das Israelische Parlament, etablierte sich 1950 in der King-George-Street schräg gegenüber, und so wurde das Ta’amon zum Treffpunkt für aufstrebende Politiker, Journalisten und linke Aktionsgruppen wie „Matzpen“ (Kompaß) und „Black Panther“, die das Lokal in den 1970er/1980er Jahren des letzten Jahrhunderts sogar als Versammlungsraum nutzten. Menachem Begin und Yitzhak Rabin tranken hier ihren Kaffee, als sie noch im Untergrund gegen die Engländer kämpften. Und Leute aus der Nachbarschaft besuchten es sowieso. Vor 44 Jahren zog die Knesset fort, Regierungen kamen und gingen. Doch das unprätentiöse kleine Café hat sich auch in der geteilten Stadt behauptet und vier Kriege und die Konkurrenz von vielen angesagteren Lokalen in der Nachbarschaft überlebt.
So 17. Mai 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
The Green Prince
Publikumspreis Sundance Filmfestival 2014: Dokumentarfilm über Mosab Hassan Yousef, Sohn eines Hamas-Führers, der zehn Jahre lang für den israelischen Geheimdienst arbeitete
Unter dem Codenamen „The Green Prince“, wurde Mosab Hassan Yousef zum wichtigsten Informanten für Israels Inlandsgeheimdienst Schin Beth. Seine Zusammenarbeit mit Gonen Ben Itzhak führte zur Verhaftung hochrangiger Terroristen und verhinderte eine Reihe von Selbstmordanschlägen. »Aus langen Interviews mit Yousef sowie seinem israelischen Führungsoffizier Gonen Ben Yitzhak rekonstruiert der erhellende Film im Zusammenwirken mit historischem Nachrichtenmaterial und nachgestellten Bildern eine schillernde Facette des Nahost-Konflikts. Politisch-moralische Fragen werden dabei freilich nur ansatzweise gestreift.« (film-dienst) »Ein spannender und brisanter Dokumentarfilm gelungen, der mit seiner unglaubliche Geschichte auch Licht in einen hochgradig aktuellen politischen Konflikt bringt.« (FBW Prädikat besonders wertvoll)
So 19. April 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Wo ich wohne – Ein Film für Ilse Aichinger
»Kein Porträt der österreichischen Schriftstellerin Ilse Aichinger, sondern ein diskretes Umschreiben mit Bildern und Tönen. Sehenswert.« (tip Berlin)
In einer Kurzgeschichte der österreichischen Schriftstellerin Ilse Aichinger sieht sich die Ich-Erzählerin mit der allmählichen Verlagerung ihrer Wohnung vom vierten Stock in den Keller konfrontiert. Es handelt sich um eine Parabel über Fatalismus, Isolation und Teilnahmslosigkeit. Christine Nagels Film WO ICH WOHNE (Österreich 2013) basiert auf Aichingers gleichnamiger Erzählung. In schwarz-weißen fiktiven Spielszenen durchlebt eine junge Frau das Befremden der Figur aus Wo ich wohne. Hinzu kommen Impressionen vom heutigen Wien in Farbe, unveröffentlichte Super-8-Aufnahmen, die Aichinger in den 60er/70er-Jahren selbst filmte, sowie Auszüge aus dem Briefwechsel mit ihrer Zwillingsschwester, die 1939 nach London flüchten konnte, während Aichinger mit ihrer jüdischen Mutter zurück blieb. Eine vielschichtige Collage, die die Beweggründe ihres Schreibens und die existenzielle Dimension von Aichingers Werk deutlich macht.
So 15. März 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Erhobenen Hauptes
(Über)Leben im Kibbuz Ma'abarot
Die Lebensgeschichten von fünf Personen, die zwei Dinge teilen: Sie alle sind als Kinder in Deutschland geboren und aufgewachsen und wurden als Juden und Jüdinnen ab 1933 von den Nazis verfolgt – und sie alle leben im gemeinschaftlich-sozialistisch organisierten Kibbuz Ma‘abarot in Israel. »Es gelingt, eine intensive Nähe zu den Interviewten entstehen zu lassen, die bewegt. Es gibt keinen Erzähler, der Distanz schaffen könnte. Monologe, in denen die Protagonisten ihre persönliche Geschichte erzählen, wechseln sich ab mit Szenen, die das Alltagsleben in einem sozialistischen Kibbuz zeigen.« (Tagesanzeiger) »Der Film zeichnet sich durch eine erzählerische Dichte, großartige Protagonisten, emotionale Kraft und politisches Bewusstsein aus. Die Offenheit, der Humor und die Liebenswürdigkeit der Portraitierten ist ansteckend und transportiert gerade die Geschichten des Grauens in die Herzen der Zuschauer und Zuschauerinnen.« (Bester Langfilm LICHTER-Filmfest Frankfurt)
Israel/Deutschland 2013 · R, Db & K: Jaška Klocke, Jonas Meurer, Adrian Oeser, Katharina Rhein, Claudia Sebestyen, Julian Volz · ab 12 J. · 96′
So 15. Februar 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Wiedersehen mit Brundibar
eindringlicher Dokumentarfilm, der die Erinnerung an den Holocaust mit gegenwärtigen Problemen verbindet.
Holocaust? Nicht schon wieder, das war in der Schule schon oft genug Thema! Das ist in etwa die erste Reaktion von Annika, Ikra und David, Mitglieder der Jugendtheatergruppe der Berliner Schaubühne, als klar wird, dass als nächstes die Kinderoper „Brundibár“ gespielt werden soll. Und tatsächlich sind die Hintergründe um „Brundibár“, uraufgeführt im Ghetto Theresienstadt, missbraucht von den Nazis, um der Welt gegenüber die Zustände im KZ zu verschleiern, keine leichte Kost. Als die Jugendlichen nach Theresienstadt reisen, geraten sie dort aber doch langsam in den Sog der Geschichte, die sie bisher so herzlich wenig interessierte. Das liegt nicht zuletzt an ihrer Mitreisenden Greta Klingsberg, einer charismatischen alten Dame aus Israel, die eine der wenigen überlebenden der Originalbesetzung von „Brundibár“ ist und den Jugendlichen die Scheu vor den Schrecken der Vergangenheit nimmt. Schnell wird klar, dass sie mehr verbindet, als ihnen bewusst war.
So 18. Januar 2015 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Titos Brille
Mit jüdischem Witz, balkanischem Zorn und deutscher Sturheit knüpft sich Adriana Altaras all jene vor, die ihr den Schlaf rauben.


Adriana Altaras ist Regisseurin, Schauspielerin und Autorin. Sie ist Mutter zweier Kinder und Ehefrau eines deutschen Katholiken. Sie stammt aus einem Land, das es so nicht mehr gibt: Jugoslawien. Die Tochter jüdischer Partisanen, die für Tito kämpften und die im Nachkriegsdeutschland ein neues Leben begannen, erzählt in TITOS BRILLE von ihrer „strapaziösen Familie“. So ungewöhnlich Adrianas Familienleben auf den ersten Blick auch sein mag, so beispielhaft ist es für einen Großteil der Generation der Nachkriegskinder – trotz eines prallen Lebens sind die Wunden aus der Vergangenheit ihrer Eltern bis heute zu spüren und die Suche nach den eigenen Wurzeln ein steter Begleiter. Regisseurin Regina Schilling begleitet Adriana zu den Spuren der Familie Altaras auf einer Reise von Berlin über Gießen, Italien bis nach Zagreb, Split und Rab. Wir teilen die Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn Geschichte persönlich wird – die Lager, der Widerstand, die Schauprozesse, Flucht und Neuanfang.
So 16. November 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Get – Der Prozess der Viviane Amsalem
Hat eine Frau das Recht, über ihr eigenes Wohlergehen zu entscheiden?
Fünf Jahre lang kämpft Viviane Amsalem für die Scheidung von ihrem Ehemann. Zuständig dafür ist in Israel das jüdisch-orthodoxe Rabbinatsgericht, das nach einer Prüfung den Ehemann Elisha dazu anhalten könnte, der Frau einen GET, einen Scheidungsbrief, zu überreichen. Doch Elisha weigert sich, obwohl seine Frau schon seit Jahren von ihm getrennt lebt. Zeugen werden aufgerufen, der Prozess nimmt kein Ende, während Viviane verzweifelt um ihre Würde und ihre Freiheit kämpft.
In Israel wird das Familienrecht, insbesondere das Eherecht, durch religiöses Recht geprägt. Viviane Amsalems Verhandlung steht metaphorisch für das moderne und orthodoxe Israel. Es ist eine universelle Geschichte über die Rollen von Frau und Mann im Spannungsfeld von fundamentalistischen und säkularen Weltanschauungen. Die israelische Starschauspielerin Ronit Elkabetz schrieb und inszenierte GET – DER PROZESS DER VIVIANE AMSALEM gemeinsam mit ihrem Bruder Shlomi Elkabetz und ist selbst in der Hauptrolle zu sehen. Beim Film Festival Jerusalem 2014 erhielt der Film sowohl den Haggiag Award für den besten israelischen Spielfilm, als auch den Zuschauerpreis.
»Manche Filme sind schwer zu ertragen, weil sie gesellschaftliche Zustände aufzeigen, die unfassbar erscheinen. So ein Film ist GET – DER PROZESS DER VIVIANE AMSALEM, in dem das Geschwisterpaar Ronit & Shlomi Elkabetz mit schonungsloser Direktheit vom 5-jährigen Leidensweg einer israelischen Frau erzählt, bis ihr ein orthodoxes Rabbinatsgericht endlich die Scheidung von ihrem Mann gewährt. […] Leicht auszuhalten sind die zwei Stunden von GET – DER PROZESS DER VIVIANE AMSALEM gewiss nicht, aber an emotionaler Dichte ist der Film der Geschwister Elkabetz schwer zu übertreffen.« (Michael Meyns, programmkino.de)
»Eine Absicht, die uns außerdem während des Schreibprozesses bei der Ausgestaltung der verschiedenen Charaktere stets geleitet hat, war die, Mitgefühl hervorzurufen. Denn ungeachtet der unbarmherzigen Strenge des Gesetzes, das durch die häufig unmenschlich erscheinenden Rabbis vertreten und durchgesetzt wird, wollten wir Momente schaffen, in denen ihre Menschlichkeit hervorblitzt, Momente, in denen sich ihr Mitleid und ihre Verwirrung andeuten, weil sie die Ahnung beschleicht, dass mitunter auch ihre eigenen Ehefrauen, Töchter, Nachbarinnen oder Tanten in Vivianes Lage geraten könnten.« (Rüdiger Suchsland, artechock.de)
So 19. Oktober 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Cupcakes
Israel startet beim ESC durch – bonbonbuntes und liebenswert-witziges Feelgoodmovie
Der schwule Ofer sieht sich zusammen mit seinen FreundInnen Yael, Dana, Anat, Keren und Efrat das Finale des ESC (im Film: Universong) an. Um die erfolgreiche Bäckerin Anat ihre Beziehungsprobleme vergessen zu lassen, erfinden sie spontan ein Lied Das gelingt so gut, dass Ofer und sein Geliebter heimlich beschließen, das Lied als israelischen Beitrag für Universong einzureichen. Als er und der Rest der „Band’“ dann aus den Medien erfahren, dass sie Israel beim Finale in Paris vertreten sollen, beginnt für die FreundInnen ein Leben in der Welt des Glamour. Der musikalische Wettbewerb wird aber auch zur Zerreißprobe ihrer Freundschaft.
»Für die Jerusalem Post war Eytan Fox’s neuester Film eine „extravagante 90-minütige Auszeit von der Realität“. „Cupcakes“ ist so quietschbunt wie skurril und macht 90 Minuten so großen Spaß, dass es schwer fällt, danach wieder in die Realität zurückzukehren.« (Jüdisches Filmfestival Berlin)
So 21. September 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Ida
» … von atemberaubender Schönheit, wie ein sanfter Jazz-Song in der späten Nacht.« (programmkino.de)
Polen 1962. Die 18-jährige Novizin Anna (Agata Trzebuchowska) wuchs als Waise abgeschottet von der Außenwelt im Kloster auf. Nun bereitet sie sich auf ihr Gelübde vor. Doch bevor sie dieses ablegen darf, muss sie ihre letzte verbleibende Verwandte treffen: Sie fährt in die Stadt zu Wanda (Agata Kulesza), der Schwester ihrer Mutter und erfährt dort, dass ihr wahrer Name Ida ist. Das Aufeinandertreffen des naiven, religiösen Mädchens und der harschen, sozialistischen Tante setzt bei beiden Frauen eine Entwicklung in Gang. In eindrücklichen Schwarz-Weiß-Bildern, still und intensiv, erzählt der preisgekrönte Pawel Pawlikowski (Last Resort, My Summer of Love) von zwei Frauen, denen das Vergessen nicht gelingt.
»IDA ist ein Film über Identität, Familie, Glaube, Schuld, Sozialismus und Musik. Ich wollte einen Film über die Geschichte machen, der doch nicht wie ein Geschichtsfilm wirkt; einen moralischen Film, der doch keine Lektionen erteilt; ich wollte eine Geschichte erzählen, in der jede Figur ihre eigenen Gründe hat; in der Poesie wichtiger ist als Handlung. Vor allem aber wollte ich der üblichen Rhetorik des polnischen Kinos entgegensteuern. IDA zeigt Polen aus der Sicht eines Außenstehenden, der mit niemandem eine Rechnung offen hat, ein Polen, das durch persönliche Erinnerungen und Gefühle gefiltert ist, durch die Geräusche und Bilder meiner Kindheit.« (Regisseur Pawel Pawlikowski)
»In poetischen Schwarz-Weiß-Bildern, gerahmt im Retro-Format 4:3 erreicht er die visuelle Eindringlichkeit alter Fotografien, samt ihrer in die Vergangenheit weisenden Sogwirkung. Keine Kamerabewegung ist unnötig, jede Einstellung eine komplexe Komposition mit hohem künstlerischen Abstraktionsgrad. Es sind solche Verdichtungen von Bild und Handlung, die den Zuschauer völlig in ihren Bann zu schlagen vermögen und das Gefühl vermitteln, man würde in ein altes, lange vergessenes Familienalbum eintauchen und eine andere Zeit einatmen.« (Silvia Bahl, programmkino.de)
So 29. Juni 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Zaytoun
ein ungleiches Paar überwindet ihre Vorurteile
Den palästinensischen Flüchtlingsjungen Fahed und den über Beirut abgeschossenen israelischen Kampfpiloten Yoni verbindet auf den ersten Blick nichts. Doch ein Zufall macht aus den einstigen Feinden verbündete Weggefährten. Sie wollen zurück nach Israel und begeben sich auf den Weg durch ein vom Krieg zerrissenes Land. Heimat für beide, aus der der eine, Fahed, vertrieben wurde und für die der andere, Yoni, in einem zerstörerischen Krieg kämpft. Während Yoni nur nach Hause will, versucht Fahed vor allem den letzten Willen seines verstorbenen Vaters zu erfüllen: Den letzten verbliebenen Olivenbaum der Familie zurück in ihr palästinensisches Heimatdorf zu bringen.
»Wie schmerzlich-schön entsteht hier ein fast unmögliches Band zwischen zwei Menschen. Ein großartiger, skurriler Film, weich und hart, von atemberaubender Dichte und Präzision. Sein Witz und Aberwitz ist der des Krieges selbst.« (Kerstin Decker, Der Tagesspiegel)
So 18. Mai 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Schnee von gestern
Zwei Familien. Drei Generationen. Eine persönliche Reise.
Die Geschwister Michla und Feiv’ke sind die einzigen Überlebenden der jüdischen Familie Schwarz aus Wilna. Nach dem Krieg verpassen sie sich am Bahnhof im polnischen Lodsch (Łódź). Jeder denkt, dass er der einzige Überlebende der Familie ist. Beide ziehen einen Strich unter ihre bisherigen Biographien, entscheiden sich für das Leben und gründen eigene Familien. Feiv‘ke unter dem Namen Peter Schwarz in Deutschland ausgerechnet in dem Ort in dem er im Arbeitslager war und seine Schwester Michla in Israel. Ihren Kindern und Enkeln aber lässt das verpatzte Treffen keine Ruhe. Möglicherweise ist es wahr, dass Dinge sich an nur einem Tag entscheiden können, dass eine verlorengegangene Botschaft im Jahre 1945 zwischen einem Bruder und seiner Schwester das Leben vieler beeinflussen kann, über Jahrzehnte hinweg.
»Durch die persönliche Herangehensweise bekommt der Zuschauer den Eindruck, bei der Suche nach den familiären Wurzeln und Geheimnissen direkt dabei zu sein. Doch SCHNEE VON GESTERN ist nicht nur ein Film über die Vergangenheit, sondern vor allem ein Porträt über die Familie heute und deren Auseinandersetzung mit dem was war, dargestellt aus der Perspektive der dritten Generation nach dem Krieg. Dabei gelingt Yael Reuvenys Film sowohl ein Austausch zwischen den Generationen als auch zwischen den Kulturen. In ihrer persönlichen Vergangenheitsforschung geht es der jungen Frau um Verstehen und Verzeihen, um eine Bewältigung der Trauer und des Schweigens und vor allem um einen möglichen Neuanfang. Wichtige Filme wie diese können dabei helfen.« (FBW Prädikat Besonders wertvoll)
»Der Film begibt sich auf eine mehrjährige Aufdeckungsreise in verwundete Seelenwelten. Dort rührt er innerhalb des Familiensystems an substanziellen Fragen zu Verrat, Verdrängung, Überleben, Versöhnung. Schlussendlich wird eine befreiende Spur von Heilung deutlich fühlbar. Dieser Schritt zur klärenden Konfrontation ist mutig und wirkt lange über den Film hinaus nach.« (DEFA Förderpreis DOK Leipzig)
So 27. April 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Dancing in Jaffa
Tanzlehrer Pierre Dulaine bringt palästinensische und jüdische Kinder zusammen. »Beschwingt, aufschlussreich.«
Jaffa – eine Stadt zwischen den Religionen und Kulturen. Erstmals seit seiner Kindheit kehrt der international bekannte Tanzstar Pierre Dulaine hierher zurück, um sich einen langgehegten Traum zu erfüllen: Er initiiert ein Schulprojekt, bei dem israelisch-palästinensische und israelisch-jüdische Kinder, die seit Jahrzehnten in einer Stadt aber nicht miteinander leben, gemeinsam Tanzen lernen: und zwar, da gibt es für Pierre kein Vertun, Gesellschaftstanz. Dessen Basis gründet in der grundlegenden Idee, zwei Menschen zusammenkommen zu lassen, die sich als Einheit bewegen. So will Pierre den Kindern Lebenskompetenzen mitgeben: Vertrauen, Selbstbewusstsein, Disziplin, Respekt und Umgangsformen. Doch bereits die nötige Berührung der Hände stellt ein Problem dar. Und es soll nicht das Einzige bleiben …
So 23. März 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Ein Apartment in Berlin
Auseiandersetzung dreier junger Israelis in Berlin mit ihrer und damit der gemeinsamen deutsch-jüdischen Geschichte
Es gibt zahlreiche Gründe warum heutzutage immer mehr junge Israelis nach Berlin ziehen: weltstädtische Atmosphäre, niedrige Lebenshaltungskosten und eine gute Infrastruktur. Doch Berlin ist auch der Ort, von dem aus die Vernichtung der Juden minutiös geplant wurde. Heute sucht die dritte Generation nach dem Holocaust in Berlin nach einem Neuanfang. Welchen Platz nimmt Geschichte in ihren Überlegungen ein? Wird ihre Lebenswelt davon berührt? Drei von ihnen wollen herausfinden, was die Auseinandersetzung mit einem konkreten Familienschicksal in ihnen auslöst. Sie begeben sich auf eine Zeitreise und werden die Originalwohnung der deportierten jüdischen Familie Adler wieder so einrichten, wie sie einmal ausgesehen haben könnte. Doch es zeigt sich, dass der Holocaust fürsie etwas anderes bedeutet als für die deutsche Regisseurin, die sie zu der Zeitreise einlud.
»Agneskirchner stellt in ihrem stark inszenierten Film genau nach, wie sich die Lebensumstände der Adlers, die mit Eiern handelten, seit der Machtergreifung der Nazis 1933 stetig verschlechterten. Zwei ihrer Söhne wanderten aus. Weil sie ihren behinderten Sohn Heinrich nicht mitnehmen durften, blieben Simon und Rosa Adler in Berlin. Schnell hatten die Protagonisten keine Lust mehr. Schnell scheint aber der Punkt gekommen zu sein, an dem die drei Protagonisten des Films keine Lust mehr hatten. Yael will nicht mehr als Repräsentantin der Deportierten in einem schwarzen Kleid aus den Dreißigern durch die Stadt ziehen. Yoav erklärt der Regisseurin: „Mein Holocaust ist nicht dein Holocaust.“ Er durchschaut am besten die Travestie, die im Setting des Films angelegt ist, und inszeniert seine eigenen Bilder. Er zieht in SS-Uniform um die Häuser. Auf die Frage, was ihn an den Tätern fasziniere, antwortet er: Die Deutschen würden sich gern als Opfer sehen. Wer hingegen mit der Schmach, Opfer zu sein, aufwachse, könne nichts Erhebendes darin sehen, moralisch sauber in den Tod zu gehen. „Ein Apartment in Berlin“ ist ein erhellender Film, besonders an den Stellen, an denen seine Protagonisten klüger sind als er selbst.« (Ulrich Gutmair, taz.de)
So 16. Februar 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Enjoy the Music
Pianistin Edith Kraus: Vom Wunderkind durch Theresienstadt nach Israel
Edith Kraus ist im Mai 2013 in Jerusalem 100 Jahre alt geworden. Und noch immer ist jenes junge Mädchen zu erkennen, dessen erstaunliche musikalische Begabung eine Weltkarriere als Pianistin versprach. Die behütete Kindheit und der Schutzmantel der Musik halfen ihr, im Ghetto Teresienstadt zu überleben. Der Film entfaltet das Leben dieser Jahrhundertzeugin. Ein Blick von großer Klarheit in die Weiten der eigenen Erinnerungen.
»Der Film ENJOY THE MUSIC entstand nur durch eine Zufallsbegegnung. Edith Kraus hatte die „Aktion Sühnezeichen“ um einen Freiwilligen gebeten, und diese schickte den damals 20-jährigen Sohn der Filmemacher. Zweimal in der Woche trafen sie sich und redeten über Gott und die Welt. Über den Sohn kam der Kontakt zu dem Filmemacher-Ehepaar zustande, und die beiden entschieden sich: Diese Geschichte ist es wert, erzählt zu werden. Zwischen 2007 und 2011 verbrachten die Filmemacher Wilhelm Rösing und Marita Barthel-Rösing mehrere Wochen pro Jahr mit Edith Kraus in Jerusalem und filmten Gespräche mit ihr, mit ihren ehemaligen Schülerinnen und einstigen Theresienstadt-Häftlingen. Eine späte Würdigung der Pianistin und ein Glücksfall im Programmkino.« (Igal Avidan, evangelisch.de)
»Edith Kraus erzählt ihre Lebensgeschichte ohne Bitterkeit. Man spürt die innere Stärke der fast hundertjährigen Frau, und der Film macht deutlich, dass für sie die Musik ein Mittel gegen den Schmerz, die Trauer und die Ängste ist. So ergibt auch der Titel einen tieferen Sinn: Rösing zitiert den Lieblingssatz seiner Protagonistin. Rösings Film ist mit viel Geduld entstanden – das macht seine Art des Filmemachens aus. Er beschäftigt sich in den meisten seiner Filme mit Überlebenden des Holocausts und mit Exilanten aus Nazi-Deutschland.« (Wilfried Hippen, taz.de)
So 19. Januar 2014 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)
Anschl. Gespräch mit den FilmemacherInnen Marita Barthel-Rösing und Wilhelm Rösing
Bethlehem – Wenn der Feind dein bester Freund ist
Polit-Thriller über einen israelischen Geheimdienstler und seinen palästinensischen Informanten – israelischer Beitrag für den Auslands-Oscar
Sanfur ist der jüngere Bruder eines gesuchten palästinensischen Untergrundkämpfers. Der israelische Geheimdienstler Razi hat ihn mit 15 Jahren rekrutiert und eine enge, fast väterliche Beziehung zu ihm aufgebaut. Der mittlerweile 17-Jährige versucht verzweifelt, die Forderungen des Agenten zu erfüllen und gleichzeitig seinem Bruder gegenüber loyal zu bleiben. Er führt ein Doppelleben und belügt letztendlich beide. Als der israelische Geheimdienst entdeckt, wie tief Sanfur in die Aktivitäten seines Bruders verstrickt ist und dass Razi ganz offensichtlich die Grenzen der Professionalität überschritten hat, erteilt er diesem den Befehl, Sanfur bei einem geplanten Mordanschlag auf Ibrahim zu opfern. Während der Vorbereitungen für den Militäreinsatz zur Eliminierung des Bruders müssen Razi und Sanfur beide eine Wahl treffen, die ihr Leben für immer verändern wird.
»Die Recherchen für BETHLEHEM haben Jahre gedauert. Mein Co-Autor Ali Waked und ich kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Ich bin israelischer Jude und habe beim militärischen Nachrichtendienst gedient. Ali ist Moslem und hat viele Jahre als Journalist und Aktivist in Ramallah und Gaza gearbeitet. Die Geschichte von BETHLEHEM ist teils in der palästinensischen, teils in der israelischen Gesellschaft angesiedelt. Sie bewegt sich zwischen der verdeckten Arbeit der Geheimdienste und großangelegten militärischen Operationen. Als Regisseur habe ich versucht, Kontraste aufzugreifen und zu verstärken, nicht sie zu unterdrücken. […] Die Charaktere in Bethlehem sind innerlich zerrissen, extrem, und es ist nicht immer leicht, sie zu mögen. Dank der einzigartigen Darsteller sehen die Zuschauer die Welt mit ihren Augen. Als Regisseur habe ich versucht, ihre unvereinbaren Standpunkte miteinander zu verknüpfen, ohne Partei zu ergreifen, und ohne zu urteilen.« (Regisseur Yuval Adler)
So 17. November 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
The Big Eden
Peter Dörflers Porträt blickt hinter die Maske des Playboys Rolf Eden
Rolf Eden ist Deutschlands letzter Playboy. Als Diskothekenkönig hat er die ersten Misswahlen ins Leben gerufen und machte im prüden Westdeutschland DJs und den Striptease populär. Er hat mit den Rolling Stones gefeiert, mit Ella Fitzgerald getanzt und mit sieben Frauen sieben Kinder gezeugt. Der ewige Playboy mit blondem, langem Haar, dessen Freundin jünger ist als sein Enkel. THE BIG EDEN erzählt das Leben eines hedonistischen Lebenskünstlers, der sich vor 60 Jahren nach der Flucht aus Nazideutschland und Einsätzen als Elitesoldat im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 als Popfigur völlig neu erfand.
»Kein Dunkel gibt es in diesem Leben, das hat er selbst eines Tages beschlossen, nur Oberfläche – und Glück. Rolf Eden kann eigentlich niemand mehr sehen. Und doch legt der Kinofilm THE BIG EDEN den Zugang zu einem Menschen frei, der mehr ist als ein dauergrinsender, abgehalfterter Schwerenöter.« (Sarah Ehrmann, Süddeutsche Zeitung)
So 20. Oktober 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
An ihrer Stelle
Innenansichten einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde. Als zurückhaltendes Drama aus ihrer Mitte heraus erzählt.
Die 18jährige Shira (Hadas Yaron) aus einer orthodoxen chassidischen Gemeinde in Tel Aviv bereitet sich auf ihre Heirat vor – mit einem von der Familie vorgeschlagenen, vielversprechenden jungen Mann. Doch die heile Familienwelt zerbricht, als am Purimfest ihre Schwester bei der Geburt des Kindes stirbt. Zurück bleiben der Ehemann Yochay mit dem Neugeborenen und die trauernde Familie. Shira wird mit dem Vorschlag konfrontiert, ihren verwitweten Schwager zu heiraten und dessen Kind eine Mutter zu sein. Die junge Frau steht vor der schweren Entscheidung ihrem Herzen oder den Wünschen ihrer Familie zu folgen.
»Ich kenne mich nicht gut aus mit Politik und ähnlichem. Meine Stärke ist das Geschichten-erzählen, Dinge zu berichten, für die ich Leidenschaft empfinde. Und was soll ich machen – es sind alles Geschichten und Dinge, die mit den Bräuchen in der ultra¬orthodoxen Welt zu tun haben. FILL THE VOID handelt allerdings nicht im Geringsten vom religiös-säkularen Dialog. Das interessierte mich hier nicht so sehr. FILL THE VOID öffnet mit einer kleinen Geschichte ein Guckloch in eine sehr spezielle und komplexe Welt. Um genau zu sein, vermeidet es der Film, die beiden Welten zu vergleichen. Er hat genügend Selbstbewusstsein, um seine eigene Geschichte zu erzählen. Ich glaube, die einzige Möglichkeit eine Brücke zwischen der religiösen und der säkularen Welt zu schlagen, ist unvoreingenommene Aufrichtigkeit. Der gemeinsame Nenner muss in den Herzen der Menschen gefunden werden.« (Regisseurin Rama Burshtein)
»Tatsächlich zeichnet diesen Film ein hohes Maß an Aufrichtigkeit aus, die seinen Bildern ganz unmittelbar eigen ist und sich in einer faszinierenden Vieldeutigkeit niederschlägt. Die Figuren dieser Geschichte machen es sich nicht leicht, sie leiden und kämpfen für ein kleines Stück privaten Glücks. Ob ihr Weg der richtige ist, behauptet Burshtein an keiner Stelle. Im Gegenteil: Der Zweifel schreibt sich fort bis in das großartige, letzte Bild. AN IHRER STELLE zeigt eine fremde Welt. Aber deren Bewohner sind Menschen, mit denen wir mitleiden.« (Thomas Engel, programmkino.de)
So 15. September 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
PlayOff
inspiriert von den Erlebnissen des israelischen Basketballcoachs und bundesdeutschen Nationaltrainers Ralph Klein
Ende der Siebzigerjahre kommt der hochdekorierte israelische Basketballtrainer Max Stoller (Danny Huston) – er gewann mit Maccabi Tel Aviv sensationell den Europacup – nach Deutschland. Er soll das maximal zweitklassige deutsche Nationalteam fit für die Olympischen Spiele machen. Ein schier hoffnungsloses Unterfangen, denn Stoller hat nicht nur mit Widerstand aus dem Team zu kämpfen, auch in der Heimat wird sein Engagement bei den Deutschen nicht gern gesehen. Und dann ist da noch Stollers eigene Vergangenheit als Überlebender des Holocaust.
»Anspruchsvolles, in der Hauptrolle hervorragend gespieltes Drama, das die Historie mit persönlicher Geschichte verbindet und Themen wie Schuld und die Bürde der Vergangenheit diskutiert.« (film-dienst)
So 21. Juli 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
das geht nur langsam
Auf den Spuren von Maler und Bildhauer Otto Freundlich, dessen Bronze-Skulptur „Der Aufstieg“ auf dem Maria-Euthymia-Platz in Münster steht
Er gehörte zum Kreis der Avantgardisten des Atelierhauses Bateau Lavoir. Otto Freundlich, der deutsche Maler und Bildhauer lebte und arbeitete in Paris. 1937 benutzten die Nationalsozialisten eine seiner frühen Kopfskulpturen für das Titelblatt des Katalogs zur Propagandaausstellung „Entartete Kunst“. Im Alter von fünfundsechzig Jahren wird er deportiert. Der Zug soll nach Polen in das Vernichtungslager Majdanek gefahren sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Otto Freundlich in Deutschland vergessen. Doch dann entdeckte der Bildhauer Leo Kornbrust das Vermächtnis des ermordeten Kollegen. Zwei Skulpturenstraßen wollte Freundlich bauen – von Nord nach Süd, von Ost nach West – quer durch Europa. Seine konkrete Utopie einer Welt-Gemeinschaft. Freundlich nannte die Skulpturenstraßen „Straße der Brüderlichkeit“ und „Straße der Solidarität“. Leo Kornbrust und Kollegen bauen seit vierzig Jahren eine „Straße des Friedens“. Eine verlorene Spur wird wieder entdeckt.
So 16. Juni 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
Das Weiterleben der Ruth Klüger
Filmisches Porträt der österreichisch-amerikanischen Autorin und Holocaust-Überlebenden Ruth Klüger
Es ist eine Sache, den Holocaust überlebt zu haben. Aber es ist eine andere, danach zu fragen, wie sich dieses Leben nach dem Überleben gestaltet hat, und welche Spuren die Erfahrungen von Verfolgung und Todesbedrohung im Leben einer Überlebenden hinterlassen haben. Der Film porträtiert die aus Wien stammende amerikanische Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger vor dem Hintergrund dieser Frage an den Orten, die ihr Leben bestimmt haben: Wien, Kalifornien, Göttingen und Israel. Ruth Klüger erzählt über ihr Leben im „judenkinderfeindlichen“ Wien, über ihre Eltern, ihre eigene Rolle als Mutter von zwei amerikanischen Söhnen, über ihr Frausein und den Umgang mit Gedenkstätten und dem Gedenken.
»Mit dem berührenden Dokumentarfilm gelingt Filmemacherin Renata Schmidtkunz ein authentischer Einblick in die Ansichten einer außergewöhnlichen Frau und Holocaust-Überlebenden. Das einfühlsame Portrait kommt, trotz intimer Nähe, ohne voyeuristischen Touch einer Homestory aus. Gleichzeitig spiegelt es hellsichtig den Umgang der Gesellschaft mit der Vergangenheit. Besonders Ruth Klügers unpathetische, unkonventionelle Art, ihre sensible Unerbittlichkeit und analytische Distanz in der Auseinandersetzung mit der Shoa macht dieses unprätentiöse Portrait sehenswert.« (programmkino.de)
»DAS WEITERLEBEN DER RUTH KLÜGER ist auch das Porträt einer bewundernswerten, warmherzigen und eloquenten Frau, das trotz der Schwere der Erfahrungen beinahe schon einen leichten Eindruck macht und das in keiner Sekunde langweilig oder redundant zu werden droht. Und darüber hinaus hat man das Gefühl, dass Schmidtkunz viel mehr gelungen ist als das: In ihrem Film hat sie der Sprache Klügers und ihren Erzählungen aus ihrem Leben Bilder kongenial an die Seite gestellt, aus denen die Holocaust-Überlebende selbst zu sprechen scheint.« (Joachim Kurz, kino-zeit.de)
So 19. Mai 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
Jalda und Anna – Erste Generation danach
Ein dokumentarisches Porträt über zwei Künstlerinnen, die sich gemeinsam auf den Weg machten die Freude am Jüdischsein wiederzuerlangen
Die Künstlerinnen Jalda Rebling und Anna Adam leben zusammen in Berlin. Sie sind Jüdinnen. Und sie sind die „erste Generation danach“, Töchter von Müttern, die Auschwitz überlebten. Dies hat ihre Leben und ihr Gefühl zum Jüdischsein zutiefst geprägt. Judentum war für sie von klein auf verbunden mit Verlust, Schwere und ungelebter Trauer. Als sich Jalda und Anna Anfang der 90er Jahre kennenlernten, fühlten sich beide an einem Tiefpunkt in ihrem Leben. Gemeinsam machte sich das Paar auf einen langen und mühsamen Weg nach einem freudvollen Zugang zu ihrem Jüdischsein. Der Film setzt dort an, wo die beiden Frauen heute stehen und erzählt wie sie sich auf eigenwillige undhartnäckige Weise eine eigene jüdische Lebensweise geschaffen haben: Jalda, als eine der wenigen ordinierten jüdischen Kantorinnen in Deutschland. Anna, die mit ihren Kunstprojekten den herrschenden Gedenkkanon unterwandert und zu ebenso satirisch wie ernstgemeinten Auseinandersetzungen mit dem Judentum einlädt.
So 21. April 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
Die Wohnung
Eine Wohnungsentrümpelung in Tel Aviv wird zur Detektivgeschichte auf den Spuren einer unglaublichen Freundschaft
Im Alter von 98 Jahren stirbt Großmutter Gerda. Kurz darauf versammelt sich die Familie in ihrer Wohnung in Tel Aviv, um diese aufzulösen. 70 Jahre lang hat sie hier mit Ehemann Kurt gelebt, weggeschmissen haben sie nichts. Inmitten unzähliger Briefe, Fotos und Dokumente entdeckt die Familie Spuren einer unbekannten Vergangenheit: Die jüdischen Großeltern waren eng befreundet mit der Familie des SS-Kommandanten Baron Leopold von Mildenstein. Filmemacher und Enkel Arnon Goldfinger nimmt zusammen mit seiner Mutter den Kampf auf: mit Wut und Mut gegen die Kisten, den Staub, die Antiquitätenhändler, die Familie, die Vergangenheit und die Gegenwart, Verdrängung und Wahrheit.
»Bei seiner Suche nach Antworten trifft Arnon Goldfinger auf Unerwartetes, auf Offenheit – aber auch immer wieder auf Verdrängung. Spannend wie ein Krimi lässt „Die Wohnung“ ein ganzes Kapitel Geschichte wieder aufleben.« (Jette Mehlberg, DOK.fest München)
So 17. März 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
Alexander Granach – Da geht ein Mensch
Vom krummbeinigen Bäckergehilfen zum Star der Theaterbühnen und des expressionistischen Films
Der Schauspieler Alexander Granach erobert in der Weimarer Zeit die Berliner Bühnen im Sturm. Er arbeitet mit Bertolt Brecht und Erwin Piscator und wird mit seiner Rolle in Murnaus Nosferatu unvergesslich. Regisseurin Angelika Wittlich geht in ihrem Film auf eine beeindruckende Zeitreise. Sie beginnt mit seiner Kindheit in Galizien (heute Ukraine), folgt seinen Spuren in Deutschland und den Stationen seines Exils in Polen, der UdSSR, der Schweiz bis nach New York und Hollywood, wo Granach mit Lubitschs Ninotschka seine amerikanische Karriere beginnt. Über alle Entfernungen hinweg hält er fest an seiner „großen ewigen Liebe“, der Schweizer Schauspielerin Lotte Lieven. Juliane Köhler und Samuel Finzi lesen aus Granachs Briefen an Lotte und aus seiner Autobiographie „Da geht ein Mensch“ und machen diesen Giganten der Schauspielkunst und kraftvollen Schriftsteller lebendig.
So 17. Februar 2013 • 17:00 Uhr im Cinema
Life In Stills
Geschichte eines berühmten Fotogeschäfts in Tel Aviv, seiner streitbaren Betreiberin und ihres Nachfolgers und Enkels
Miriam Weissenstein ist eine lebende Legende der Geschichte des Landes Israel. Die unersetzlichen Negative der Fotos der Unabhängigkeitserklärung liegen bei ihr zu Hause. Ihr Mann Rudi Weissenstein ist damals der einzige Fotograf, der die Zeremonie fotografieren darf. Zusammen mit ihm dokumentiert sie die Geschichte und die Persönlichkeiten des jungen Staates über Jahrzehnte. Miriam Weissenstein ist nicht etwa weise oder milde geworden im Alter, nein sie ist rastlos, kämpferisch und streitsüchtig wie eh und jeh. Gemeinsam mit ihrem schwulen Enkel Ben erhält sie das unendliche Bilderarchiv des Landes – schlägt jedes Kaufangebot ab und organisiert Ausstellungen in aller Welt. Die modernen Vermarktungsideen ihres Enkels findet sie ebenso seltsam wie sein unkonventionelles Leben. Mit beidem arrangiert sie sich trotzdem und streitet mit ihm lieber über wichtigere Dinge.
So 20. Januar 2013 • 17:00 Uhr im Cinema